Besondere Fähigkeiten entwickeln

310 Besondere Fähigkeiten entwickeln

Unsere Entwicklungsbreite als Menschen ist enorm. Wir haben so viele Fähigkeiten, die jedoch nicht alle und erst recht nicht gleichmäßig und gleichzeitig entwickelt werden oder uns zur Verfügung stehen. Damit eine Fähigkeit entwickelt wird, braucht es einen Anreizhorizont, eine Umgebung, in der diese Fähigkeit wahrgenommen wird, von für uns wichtige Personen oder Institutionen gespiegelt wird und dies vor allem positiv. Wenn das noch dazu zur richtigen Zeit im Lebensalter geschieht, dann sind die optimalen Bedingungen für die Entwicklung der jeweiligen Fähigkeit vorhanden. Diese Fähigkeit wird sich häufig außerordentlich entfalten im Zusammenwirken von der Entwicklung, die durch unseren Organismus angelegt ist, und den Lernprozessen die der Lernende durchläuft. Dieser Zusammenhang ist bei Leistungssportlern, und bei Musikern usw. bekannt. Vielleicht ist dieser Zusammenhang von Entwicklung und Lernen dir selbst nicht so sehr bewusst. Gibt es Fähigkeiten die du ausgebildet hast und bis zu welchen Grad?

Ich habe hier für das Lernprogramm besondere Fähigkeiten zusammengestellt, die für den außerordentlich hilfreich sind. Hierzu gehört die Ausweitung der Liebe, des Willens, der inneren Kraft, des inneren Wertes, der Entschiedenheit, der inneren Stille und auch der Nur-Tätigkeiten, wie ich sie nenne.

Ich weiß nicht, inwieweit du diese Fähigkeiten entwickelt hast. Aber vielleicht regt dich diese Aufzählung an, bei dir selber nachzuschauen, nachzuspüren, wie weit du eine oder mehrere dieser Fähigkeiten bisher selbst entwickelt hast.
In diesem Kapitel werden diese Fähigkeiten beschrieben, im Kapitel 4 stelle ich das Erfordernis dieser Fähigkeiten für das Lernprogramm heraus und im Kapitel 5 findest du Übungen für die meisten dieser Fähigkeiten.

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Liebe

311 Liebe

Liebe ist ein Grundbestandteil unserer Wirklichkeit. Sie muss jedoch von dem Individuum wahrgenommen werden können und hierin haben die meisten Menschen sehr unterschiedliche Fähigkeiten. Die Fähigkeit zur Wahrnehmung und zum Ausdruck von Liebe ist sehr unterschiedlich ausgebildet. Im westlichen Kulturkreis wird die Liebe im Zusammenhang mit der Persönlichkeit entwickelt, und das bedeutet, dass die Liebe selten frei fließen kann. Dies sowohl in unserer Wahrnehmung als auch im Ausdruck, weil Liebe zumeist bedingt vorkommt. Kinder, besonders junge Kinder, sind oft noch mit grenzenloser Liebe erfüllt, besonders gegenüber den Bezugspersonen, meistens gegenüber ihren Eltern. Und sie lernen gerade im Kontakt mit ihnen, dass ihre Liebe nur dann gespiegelt wird, und sie nur dann Liebe erhalten, wenn sie sich entsprechend den Vorstellungen der Bezugspersonen verhalten. Das Kind wird geliebt, wenn es „artig“ ist, nicht weil es „ist“. Das Kind passt sich oft freiwillig an, oder wird von außen angepasst. Wenn das Kind Widerstand gegen die Vorstellungen oder Anweisungen leistet, wird es oft sofort weniger geliebt.

Der freie Fluss der Liebe wird kanalisiert in ein „mögen“, in ein „wollen“.  Liebe ist zwar in Filmen, in Romanen, in Boulevardzeitungen, in Ratgebern, ein großes Thema. Die Erfüllung durch Liebe und in der Liebe bleibt jedoch meistens mangelhaft. Denn die unbedingte Liebe ist frei fließend, diese Liebe gibt nur, akzeptiert nur. Sie erscheint deshalb für viele Menschen nur z. B. im Erleben von Ausnahmesituationen, im Stadium der Verliebtheit oder bei bestimmten Kontakten. Es bleiben eben Ausnahmesituationen und es ist nicht der dauernde Kontakt zur Liebe da, während wir eigentlich in Liebe schwimmen, Liebe sind.

Liebe ist die Wahrnehmung einer bestimmten Energie, die den ganzen Menschen umfasst, die das ganze Selbst umfasst.
Liebe ist die Sehnsucht der Seele und Liebe wird durch die Persönlichkeit eher abgewiesen. Denn die Persönlichkeit hat Angst sich selbst in einer frei fließenden Liebe zu verlieren. Du in deinem Selbst als Persönlichkeit hast Angst deiner Liebe zu folgen, denn wer weiß, wo sie dich hinführt.
Liebe als Fähigkeit, ist die Fähigkeit Liebe zu erkennen, Liebe zuzulassen, Liebe auszudrücken, also die Fähigkeit des Umgangs mit Liebe.

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Wille Übersicht

312 Übersicht über die Arten des Willens

Der Wille ist eine Fähigkeit, über deren genauer Ausformung in der westlichen Kultur wenig Wissen und wenig Einigkeit besteht, die sogar in den 30ziger Jahren des 20.Jahrhunderts aus der Psychologie als Wissenschaft „exkommuniziert“ wurde. Der Wille ist eine Seinsqualität.
Derzeit wird der Wille zumeist mit dem harten, auch viktorianischen Willen genannten Willen gleichgesetzt. Wir treiben uns voran, wir zwingen uns Sachen zu tun, Projekte zu verfolgen. Der Vollzug des Zwanges ist oft hart, meistens erschöpfend.

Im Verständnis des Lernprogramms ist dies jedoch nicht der Wille, sondern ein Zwangsverhalten, eine Konditionierung. Wir werden dabei durch innere Ansprüche und mithilfe des inneren Kritikers vorangetrieben.
Der Wille ist hingegen eine Fähigkeit, eine Steuerungsfähigkeit. Der so verstandene Wille bringt uns von Punkt A zu Punkt B. Er wird auf dem Weg mit Schwierigkeiten fertig, ist flexibel, psychisch nicht anstrengend, sondern eher leicht, und ist während der Ausübung mit einem Gefühl von Freude oder Erfüllung verbunden.
Diesen Willen, diese Ausformung dieses Willens, brauchen wir im Lernprojekt, um von A nach B zu kommen, um die vielfachen Schwierigkeiten zu meistern, um die Leichtigkeit und die Freude nicht zu verlieren.

Im Mindmap „Fahrplan einer Willenshandlung“ wird das komplexe Zusammenwirken von Prozessen dargestellt, die das Erstehen des Willens erst ermöglichen, und die den Einsatz des Willens erst ermöglichen. Im „Willensausformungen“ werden die verschiedenen Prozesse aufgeführt, denen du bei der Ausübung des Willens begegnen kannst und die den Ruf des Willens beschädigt haben.

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312a Fahrplan einer Willenshandlung

Eine Willenshandlung, eine Tat des Willens, wie geht das eigentlich? Im Folgenden beziehe ich mich auf die beiliegende Mindmap von oben links nach oben rechts fortschreitend.
Zunächst ist eine Energie im Körper vorhanden, die zu einer Bewegung drängt, entweder unbewusst als Drang oder bewusst als Absicht.  Beides, sowohl der Drang wie die Absicht gehören zur Gruppe der Motive. Wir wollen etwas, und dieses etwas wollen, also das Motiv, wird im Alltagsverständnis mit dem Willen verwechselt.  Wir verwechseln das Motiv mit der Ausführung der Handlung. Deshalb funktionieren die meisten der auf diese Weise zustande gekommenen Willenshandlungen gar nicht. „Wir kennen dieses Resultat und beschwichtigen uns mit: Ich hatte mir noch so viel vorgenommen“.

Der Zweck der Handlung wird wahrgenommen, gefühlt, erkannt. Wenn er noch verhältnismäßig undeutlich ist, wird er dann nicht zu einer Willenshandlung führen, sondern nur zu einer Absicht. Der Zweck kann sich aber auch in einem Ziel konkretisieren, ich stell mir etwas vor. Dann bewerte ich das Ziel, ob es der Mühe wert ist. Diese Bewertung ist wichtiger Teil des Prozesses.
Wenn das Ziel nicht einen Traum erfüllen soll, nicht von vornherein eine Fantasie sein soll, bedeutet das, dass das Ziel einer Realitätskontrolle unterliegt. Ich erwäge, ob ich dieses Ziel durchführen kann, ob es mir auch erwünscht ist, welche Folgen es hat. Dann vergleiche ich es mit konkurrierenden Zielen. Manchmal geht der Prozess aber auch ohne Erwägung vonstatten und dann ist es ein Spiel des Zufalls, ob sich die Willenshandlung überhaupt vollziehen kann oder ob es überhaupt für mich sinnvoll ist.
Habe ich endlich erwogen, den Willen einzusetzen, dann kann es zur Entscheidung kommen. Meistens jedoch denke ich nicht bewusst daran, den Willen einzusetzen, sondern ich will nur etwas erreichen. Wenn ich etwas gewählt habe, kann ich das noch abwählen, zurückstellen. Ich kann unterschiedlich damit umgehen. Das ist der Entscheidungsprozess. Viele kennen das. Dass es oft bei vielen Absichten bleibt, weil nicht entschieden wird.
Damit der Wille als eine besondere universale Kraft überhaupt wirksam werden kann, ist also eine Entscheidung erforderlich. D.h. ich muss mich wirklich bewusst entscheiden.
Zusätzlich: damit diese Entscheidung dann auch wirksam wird braucht es eine Bekräftigung.
Dann erst beginnt die wirkliche Tat des Willens.
Im weiteren Verlauf der Willenshandlung kommt dann die Phase der Durchführung bis zum Ziel. Die Durchführung ist nur eine Frage des Einsatzes der Mittel, der Phasen, der Zeit, der Umstände, dessen, was ich in dem Moment zur Verfügung habe.
Der Wille ist zudem die Instanz, die diese Durchführung überwacht, die die Reihenfolge der Mittel vornimmt, da fast immer ein ständiges Anpassen der Mittel notwendig ist.
Je nachdem welcher Wille eingesetzt wird, welche Ausprägung des Willens benutzt wird, werden Unterschiede sichtbar, wird mit Blockaden, etwa Widerständen, die zwischen der Absicht und der Zielerreichung auftauchen, unterschiedlich umgegangen werden.
Ist der wirkliche Wille wirksam, geht es ganz leicht, „so wie geschmiert“, weil wenn Blockaden auftauchen, sie umgangen werden.
Der Wille hört erst dann auf, wenn das Ziel erreicht ist oder wenn eine neue Entscheidung die alte ersetzt.
Die Willenshandlung kann nur und jederzeit durch eine neue Entscheidung verändert oder beendet werden.

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MINDMAP:

3.1.2.a Wille - Fahrplan einer Willenshandlung

312b Ausprägungen des Willens

Der Wille ist eine Seinsqualität. Er kommt jedoch in den verschiedenen Bewusstseinszuständen des Selbst in ganz unterschiedlichen Formen vor. Ich stelle hier mehrere traditionelle Ausprägungen des Willens vor.
Am vertrautesten ist uns der Wille im Bewusstseinszustand der Persönlichkeit, obwohl dies zumeist nicht der Wille ist, sondern die Inanspruchnahme des Über-Ichs, des inneren Kritikers. Dort wirst du ihn als Antreiber wahrnehmen, der dich von Punkt B zu Punkt C kommen lässt. Diese Instanz der Persönlichkeit, dieser auch Willen genannte Antreiber, wird auch der viktorianische Wille genannt, weil das diese Härte war, mit dem die die Engländer des viktorianischen Zeitalters ihr Empire gegründet haben, andere Völker unterwarfen und auch sich selbst unterworfen und gezügelt haben, mit ihren inneren und äußeren Ausbeutungsmechanismen. Heutzutage wird diese Willensform z.B. ebenfalls benutzt, um die Kapitalrendite zu erhöhen, dies um jeden Preis, und hart gegen sich selbst und andere. Im Kern ist dieser Wille das Ausführungsorgan für die um ihre Existenz kämpfende Persönlichkeit.
Der persönlichkeitsorientierte Wille wird, wie schon erwähnt, durch den inneren Kritiker gelenkt mit einem Tunnelblick, das heißt das Ziel muss um jeden Preis erreicht werden, koste was es wolle, ohne Rücksicht darauf, ob wir ein vielfach vernetztes Lebewesen sind. Der persönlichkeitsorientierte Wille kommt auch vor im geschickten Willen. Darunter wird die Durchsetzungsfähigkeit bei Menschen die „bauernschlau“ sind gefasst, und auch die Überredungskünste des Verkäufers. Alle drei Erscheinungsformen verbindet, dass bei ihnen der Zweck die Mittel heiligt.
Der persönlichkeitsorientierte Wille unterscheidet sich von dem personen-orientierten Willen, der frei von den Problemen der Persönlichkeit ist. Dieser fühlt sich leicht an und ist mit einem Gefühl der Freude verbunden. Unter dem Begriff personenorientiert fasse ich auch den guten Willen, den Willen Gutes zu tun, etwas für die Gemeinschaft zu tun, oft auch selbstloser Wille genannt.
Weiterhin wird im Lernprogramm auch noch der universale Willen behandelt. Dieser Wille unterstützt Andere unabhängig von deren Persönlichkeit oder von deren Person. Seine Quelle ist das Sein. Er kann nicht durch irgendwen oder irgendwas veranlasst oder gesteuert werden, sondern dieser Wille geschieht. Er ist dir oft wahrnehmbar, als ob du eine Unterstützung von hinten erhältst, fast so, als ob du von hinten geschoben wirst, während du den Weg von A nach B zurücklegst.

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Innere Kraft

313 Innere Kraft

Die innere Kraft, auch innere Stärke genannt, ist eine Fähigkeit über die Menschen in einem höchst unterschiedlichen Maße verfügen. Bekannt ist die äußere Kraft, die Kraft der Muskeln des Körpers. Und diese Kraft war es, die oft in der Kindheit, in der Jugend gezählt hat, in der Auseinandersetzung mit anderen, im Bestehen in der äußeren Welt. Diese Kraft wurde positiv gespiegelt und die, die dort nicht mithalten konnten, wurden Schwächlinge genannt.  Auch heute ist diese äußere Kraft noch sehr hoch angesehen, wie man im Leistungssport z.B. bei Fußballspielern wahrnehmen kann.
Doch was ist die innere Kraft, die innere Stärke? Sie ist eine Seinsqualität. Viele Menschen, die diese innere Kraft entwickelt haben, machen nach außen den Eindruck, als ruhten sie in sich selbst. Dieser Eindruck täuscht nicht, denn die innere Kraft, die innere Stärke kannst du wahrnehmen, wenn du dich mit dir selbst verbunden fühlst, indem du in dir ruhst und von Kraft und Stärke erfüllt bist. Da die innere Kraft, die innere Stärke, eine Seinsqualität ist, brauchst du sie nicht zu suchen sondern nur den verlorenen Zugang zu ihr wieder gewinnen.
Dazu habe ich eine Übung bereitgestellt, mit der du den Kraftpunkt und den Kraftraum (532) in dir  finden kannst. Diese werden schon seit Jahrtausenden genutzt und durch die Übung wird dir dieser Zugang wieder ermöglicht.
Die Übung Niederlassen, Erheben und Schreiten wurde ebenfalls entwickelt, um dir den Zugang wieder erlernen zu lassen, mit dem versehen du bist.

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Innerer Wert

314 Innerer Wert

Als kleine Kinder waren wir oft noch mit dem inneren Wert verbunden. Dieser wurde von unseren Bezugspersonen oft nicht wahrgenommen und dir daher auch nicht gespiegelt. Zugleich waren wir in einem Umfeld, wo uns äußerer Wert als Anerkennung, als Lob angeboten wurde, und als Tadel oder Abwertung verweigert wurde. So konzentrierten wir uns als Kinder allmählich auf der Suche nach Wert auf den äußeren Wert.

Innerer Wert ist ebenfalls eine Seinsqualität wie innere Kraft, die wir deshalb haben, weil wir sind. Der innere Wert ist unabhängig von irgendeiner positiven Bestätigung oder mangelnder Bestätigung von außen. Und Außen heißt hier auch von der Bestätigung von dem inneren Kritiker, vom Über-Ich.
Es geht bei der Entwicklung dieser Fähigkeit also wiederum darum, den Zugang zum inneren Wert erneut zu lernen. Es ist also ein wieder-erlernbarer-Prozess. Zunächst ist der innere Wert als real anzunehmen, was oft so schwerfällt, da wir so sehr auf den äußeren Wert ausgerichtet sind.  Dann kann sich durch mein immer stärkeres Bewusstwerden meines inneren Wertes, meine Wertwahrnehmung allmählich verschieben vom äußeren Wert hin zum inneren Wert.
Dies ist mein Ziel für das Lernprojekt weil häufig nur der Wert  einer Persönlichkeit in unserer Kultur anerkannt wird, und dies ist dazu nur ein äußerer Wert, der vergeben wird, aber auch entzogen werden kann und deshalb für viele Konfliktfälle kaum oder nicht ausreicht.
Deshalb kommt die Übung zum inneren Wert auch schon bei den Kostproben vor, gleich zu Beginn des Übungsteils.

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Mitgefühl

315 Mitgefühl

Das Mitgefühl, auch Empathie genannt, ist ebenfalls eine Seinsqualität, also etwas, was wir sind.
Und wir können es bei kleinen Kindern schon beobachten, dass diese mitfühlend sind, ohne es bewusst gelernt zu haben. Im Verlauf der Sozialisation und auch durch mangelnde Spiegelung durch die Bezugspersonen ist der Zugang zum Mitgefühl in unserer Kultur eher eingeschränkt und mehr und mehr durch die Fähigkeit zum Mitleid ersetzt.
Mitleid ist ein Gefühl auf der Ebene der Persönlichkeit. Mitgefühl ist eine Form der Liebe. Sie fließt zu dem Objekt des Mitgefühls. Mitgefühl ist manchen Menschen auch dann noch zugänglich, wenn auch in eingeschränkter Form, wenn es gegenüber Menschen erloschen ist. So kann ein angefahrenes Tier Mitgefühl auslösen, jedoch nicht ein Bettler oder Obdachloser.
Im Lernprojekt werden Übungen angeboten, um den Zugang zum Mitgefühl wieder zu erwerben. Hierzu gehört Mitgefühl wahrzunehmen und einzuüben und - das was vielen am schwierigsten fällt - Mitgefühl mit sich selbst zu entwickeln.
Mit der Metapher des „Führerscheins“ ausgedrückt: Du kannst „flüssiger durch dein Leben fahren“, wenn du Mitleid in Mitgefühl wandeln kannst.

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Entschiedenheit

 316 Entschiedenheit

In der Fähigkeit zur Entschiedenheit kommen mehrere Fähigkeiten zusammen. Zur Entschiedenheit braucht es Klarheit, Wille, innere Stärke, damit du deinen Weg gehen kannst, damit du dem folgst, wozu du dich entschlossen und wozu du dich entschieden hast.
Entschiedenheit gibt es in mehreren Bewusstseinsstrukturen. Entschiedenheit sieht in jeder Bewusstseinsstruktur anders aus.
Wenn du im Leib bist, dann nimmt die Entschiedenheit eine Form der Präsenz an, dir ist alles erkennbar und kannst dem folgen, was sich ergibt.
Wenn du mit dem Körperselbst verbunden bist, steht der Wille im Vordergrund und du tust das, wozu  du dich entschieden hast und dein „Körper“ folgt.
Wenn du im Bewusstseinszustand der Persönlichkeit bist, dann stehst du oft unter dem Druck des inneren Kritikers, der dir oft vorgibt, was du zu machen hast, unabhängig von anderen Wünschen, die gleichzeitig um die Durchführung buhlen. Und du setzt das mit einer Entschiedenheit um, und oft mit dem harten, mit dem viktorianischen Willen.
Im Bewusstseinszustand des Seins ist die Entschiedenheit schon von vornherein vorhanden, denn du folgst dem, was sich entwickelt. Und da ist kein „ich“, da ist kein innerer Kritiker, der etwas anderes einbringen, einfordern könnte.
Im Bewusstseinszustand der ungeformten Seele, der Person, ist Entschiedenheit schon ein Teil der Präsenz.

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Innere Stille

317 Innere Stille

Innere Stille ist ebenfalls ein Seinszustand, also etwas was du bist, wo die Fähigkeit darin besteht, deinen Zugang wiederzugewinnen.
Du bist so darauf konditioniert dich auf die äußere Welt einzustellen, mit ihren Geräuschen, die häufig mit Musik verwechselt werden, dass du die Wahrnehmung der inneren Stille vielleicht mit dem verwechselst, wenn eine äußere Stille einmal vorkommt.
Deshalb ist es wichtig, die Merkmale der äußeren Stille sowohl im Außen wahrzunehmen wie auch im Inneren. Wenn es im Inneren mal ganz ruhig ist, wenn keine inneren Stimmen  zu hören sind, wenn dein Magen oder bei Älteren die Blase nicht revoltiert, wenn dein Tinnitus abgeschaltet ist, dann erfährst du eine Stille, die zwar eine äußere Stille ist. Da sind für kurze Zeit keine Geräusche zu hören. Dieser Zustand mag für dich sehr angenehm und entspannend sein oder Ängste auslösen.
Innere Stille kannst du jedoch eine Ebene tiefer wahrnehmen, im subtilen Bereich, in dem du wartest, bis sich eine Stille einstellt, die unabhängig von der Anwesenheit oder Abwesenheit von Geräuschen ist.
Innere Stille enthält einige Merkmale. Oft ist sie mit der Wahrnehmung eines schwarzen Raumes verbunden, der samtig sein kann, in dem nichts passiert. Und wo auch das, was du auch bei äußerer Stelle wahrnehmen kannst, wo auch das aufhört, oder ganz in den Hintergrund tritt.
Wenn du in einer existenziellen Stille bist, in der keine Reize und keine Signale mehr auftreten, dann  hast du den tiefsten Zustand der inneren Stille erreicht.
Die Lernaufgabe besteht darin, allmählich deine innere Stille wieder wahrzunehmen, und dann einzuüben, wie du in Kontakt mit deiner inneren Stille kommen kannst, wie du deine innere Stille wirst.

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"Nur"-Tätigkeiten

318 „Nur“-Tätigkeiten

Nur-Tätigkeiten werden oft auch als Meditatives Tun bezeichnet. Der Begriff Nur-Tätigkeit weist jedoch noch schärfer auf die Besonderheit dieser Tätigkeit hin. Denn wenn du im Bewusstseinszustand der Persönlichkeit bist, sind die meisten Tätigkeiten, die du ausführst, durch Äußerungsweisen der Persönlichkeit begleitet, die mit der Tätigkeit nicht immer etwas zu tun haben müssen. Diese Äußerungsweisen nenne ich Egoaktivitäten. Du gehst z.B. spazieren, und beim Spazieren denkst du über ganz viele Sachen nach, planst du, fantasierst du und so weiter. Und während du das tust, nimmst du vom Spazieren gehen gar nichts anderes mehr wahr. Heutzutage sind schon viele Menschen in unserem Kulturkreis beim Spazieren gehen mit ihrem Smartphone beschäftigt. Das mag ein Akt der Wahl sein und es ist nichts dagegen zu sagen, zu chatten, während du spazieren gehst.
Wenn du dich aber entscheidest „spazieren zu gehen“, dabei deinen Körper in Bewegung zu spüren, die Umwelt wahrzunehmen, dann ist dies eine ganz andere Tätigkeit, dann ist dies eine Nur-Tätigkeit. Nur-Tätigkeiten erlauben dir einerseits die Dinge wahrzunehmen, die zu dieser Tätigkeit gehören und lenken dich nicht ab. Sie bereiten gleichzeitig Übergänge vor von dem Bewusstseinszustand der Persönlichkeit in den Bewusstseinszustand des Seins.  Sie durchbrechen die Ablenkung durch die Egoaktivität.  Sie fördern die innere Sammlung durch die Konzentration des Bewusstseins auf „nur“ die Tätigkeit.
Im Übungsteil wird noch mehr auf Nur-Tätigkeiten eingegangen.
Hier erst mal ein Zen-Spruch: „wenn ich esse, esse ich“.

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