Übungen für Beginner

502 Übungen für Beginner

Übungen für Beginner

Im Folgenden stelle ich dir die fünf Übungen vor und wünsche dir viel Erfolg. Und es gilt auch hier: Übung macht den Meister. Auch bei den Kostproben hilft es, wenn du die Übungen mehrfach machst.

Mit der Übung den inneren Wert entdecken kannst du herausfinden, dass du vielleicht immer auf einen äußeren Wert hin orientiert bist, auf Anerkennung und Rückmeldung von außen. Dass es so etwas wie einen inneren Wert gibt, und dass du den Wert schon besitzt bzw. du wertvoll bist, kann dich darin unterstützen, mit äußerer Anerkennung anders umzugehen, besonders dann, wenn die Anerkennung mal nicht so fließt, wie du es gewöhnt bist oder wie du meinst sie zu brauchen.

Die Übung Innere Stille führt dich in einen Bereich, den du vielleicht noch gar nicht kennst. Es kann dir bewusst werden, dass es neben der gewohnten Orientierung an der äußeren Wahrnehmung und äußerer Stille, in den seltenen Situationen, in denen das Außen mal still ist, auch noch einen Bereich in dir gibt, wo du innere Stille erfahren kannst. Und du kannst erfahren, dass diese innere Stille dich auch mit einer anderen Qualität von dir verbindet, mit deinem Sein.

In der Übung mit dem Willen arbeiten kannst du in einem einfachen Willensprojekt erfahren, dass der Wille auch leicht sein kann und mit Freude verbunden ist, anstelle anstrengend und mühevoll. Du wirst hierbei die unterschiedlichen Prozesse und Energien kennenlernen, die für das Wirksamwerden dieses Willens erforderlich sind.

Durch die Übung: in den Körper eintauchen kannst du lernen, bewusster und gezielter deine Körperwahrnehmungen zu unterscheiden. Vielleicht gewinnst du überhaupt erst einen Zugang zu diesem riesigen inneren Bereich.

Mit der Übung die Persönlichkeit erspüren erfährst du vielleicht zum ersten Mal, wie sich deine Persönlichkeit in ihrer Wirkungsweise anfühlt. Diese Wahrnehmung ist einerseits dir dermaßen vertraut, weil du sie schon seit der Zeit des kleinen Kindes in dir spürst, dass sie dir gar nicht bewusst wird. Andererseits kannst du hier lernen, diese bewusst wahrzunehmen und dadurch den Bewusstseinszustand Persönlichkeit von anderen Bewusstseinszuständen unterscheiden zu können.

AUDIO:

502a Übung: Den „inneren Wert“ entdecken

Du bist es normalerweise gewohnt, deinen Wert von außen her wahrzunehmen. Das fängt schon an als kleines Kind an, als dein Wert fast ausschließlich durch die Anerkennung durch deine Beziehungsperson, also zumeist deiner Mutter oder deinem Vater bestimmt wurde. Ein „Das hast du gut gemacht“ führte zu einem wohligen Gefühl im Bauch, vielleicht auch zu dem Gefühl von Stolz. Umso schlimmer war es, wenn die Anerkennung ausblieb und auch deine Versuche, durch alle möglichen Strategien Anerkennung zu gewinnen nicht funktionierten.
Durch diese altersgemäße Orientierung nach außen rückte die Wahrnehmung des inneren Wertes in den Hintergrund, oft so weit in den Hintergrund, dass du dich nur auf äußere Anerkennung und Wertschätzung verlassen konntest. Du konntest auch deshalb den inneren Wert aus deiner Wahrnehmung entfernen, weil er noch nie richtig in diese Wahrnehmung aufgenommen worden war. Er war so selbstverständlich, dass er keine Beachtung fand, und dir vor allem als Kind auch nie gespiegelt wurde. Der innere Wert hätte gespiegelt werden können durch so etwas wie „du bist toll, so wie du bist“ ,“gut dass du da bist“.
Aber das haben wohl nicht viele Kinder so erlebt. Denn auch die Erwachsenen haben oft selbst keinen Bezug zu ihrem eigenen inneren Wert. Denn der innere Wert ist das, was du bist. Der innere Wert ist eine Seinsqualität. Wie kannst du jetzt die Wahrnehmung deines inneren Wertes wieder erfahren? Wie kannst du das „als wahr annehmen, was du bist“ und die dann spürbare Qualität wahrzunehmen.

Übung:
Erster Zugang:

Setzt dich aufrecht hin.
Lass die Füße mit dem Boden Kontakt aufnehmen,
und nimm wahr, wie du dich fühlst, wenn du so sitzt.
Nimm die Empfindungen deines Körpers wahr,
den Kontakt zu der Sitzfläche,
den Kontakt zur Bodenberührung,
Empfindungen wie: Wärme, Druck, ein Ziehen, was auch immer.
Dies alles sind Wahrnehmungen aus deinem Körper. Dies ist noch nicht die Wahrnehmung, dass du bist.
Und nun spür hinein, was dieser Wahrnehmung der Empfindungen zugrunde liegt, worin du eingebettet bist, du oder die, wer diese Empfindungen spürt.
Bleib auf der Ebene des Spürens.
Und verzichte auf eine Reflektion deiner Persönlichkeit, auf das „Was hat das mit mir zu tun“.
Denn das, was du wirklich bist, findest du nicht in der Persönlichkeit.
Vielleicht spürst du ein dichtes, warmes Feld,
vielleicht spürst du einen festen Untergrund, auf dem du als empfindendes Wesen ruhst
und dass du dich irgendwie unbeweglich und unerschütterlich anfühlst.

Das, was du jetzt spürst, ist dein Sein, das grenzenlos ist, sich grenzenlos anfühlt, gegenüber den Empfindungen, die alle im Bereich vom Körper verortet werden können. Das Sein ist etwas, was du bist. Der Körper und auch die Persönlichkeit ist etwas, was du hast.
Hier kannst du vielleicht das spüren: die abgeschlossene Gestalt des Körpers und die unabgeschlossene der Gestalt des Seins. In diesem Spüren des Seins, gibt es etwas ganz Selbstverständliches, unverrückbar Selbstverständliches.

Eine Qualität dieser Selbstverständlichkeit ist der Wert, der innere Wert. Du ruhst in dir. Dein Sein hat keine Grenzen, ist selbstverständlich, unerschütterlich, durch keine äußeren Empfindungen zu beeinträchtigen, egal welche Empfindungen, mögen es Lust oder Schmerz sein, die du im Körper spürst. Dein Sein ist davon unberührt.

Zweiter Zugang:
Dieser Zugang erfolgt durch eine Rückbesinnung auf das, was du bist. Die Rückbesinnung kann überall vorgenommen werden, obwohl du zu Anfang des Übens besser darauf achtest, dass nicht zu viele Ablenkungen da sind.

Du spürst in deinen Körper hinein,
nimmst vielleicht auch dein Körperfeld wahr
und fragst dich „wer oder was bin ich wirklich“
Du verzichtest darauf, diese Frage selbst mental, d.h. durch denken zu beantworten
und du achtest darauf, welche Rückmeldung bei dir aus deinem Körperfeld kommen.

Es kann sein, dass du ein Gefühl hast, als ob du in einem Fahrstuhl sitzt, der nach unten fährt.
Du kannst vielleicht ein Feld wahrnehmen oder ein Sitz, auf dem dein Körper ruht.
Wo du auch durch die Frage landen kannst: die Antwort auf diese Frage „wer oder was bin ich wirklich“ kommt nicht aus deinem Kopf, ist kein Gedanke, ist keine Überlegung, ist keine Analyse. Es ist eine Wahrnehmung des Seinszustandes und eine Wahrnehmung der Qualität des Seinszustandes so wie du wirklich bist in diesem Augenblick. Das ist vergleichbar mit einem äußeren Bild, einem Schnappschuss, einem Selfie mit dem Smartphone. Nur ist dies kein äußeres Bild eines von außen wahrnehmbaren Zustandes sondern ein Schnappschuss eines inneren Bildes.
Diese Qualität, die du im Hier und Jetzt spürst, ist die innewohnende Qualität des Wertes dieses Augenblicks.
Wenn du dein So-sein, deinen Seinszustand in diesem Augenblick wahrnimmst, dann spüre ein bisschen tiefer hinein und erspüre, was ist wertvoll an diesem Seinszustand.
Und vielleicht erhältst du eine Antwort, die zu dir kommt und diese kann vielleicht lauten „alles“ oder auch anders.
Vielleicht enthält dieser Augenblick auch so etwas wie Vollständigkeit, egal was für einen Inhalt du spürst, der Augenblick als solcher ist vollständig. Und die Vollständigkeit gehört auch mit zum inneren Wert.

Übe dich in der Wahrnehmung des inneren Wertes, also in der Wahrnehmung des selbstverständlichen Wertes, damit du unabhängiger von der gewohnten Gier nach Anerkennung von außen wirst. Damit machst du dir deinen inneren Wert wieder bewusst. Wenn dir dein innerer Wert mehr und mehr bewusst wird, brauchst du keinen äußeren Wert mehr. Dann bist du vom äußeren Wert unabhängig.

AUDIO:

502b Übung: Die „innere Stille“ wahrnehmen

Nimm eine Meditationshaltung ein. Diese beinhaltet:
setz dich gerade hin,
beide Füße auf den Boden
nimm Kontakt mit deinem Atem auf, spüre das Ein- und Ausatmen, die Bewegungen im Brustkorb, die Bewegungen im Bauch

Beginne jetzt ein Lauschen,
das Lauschen auf alle äußeren Geräusche, alles das was von außen zu dir kommt ohne zu bewerten, nur feststellen, was ist.
Nimm jetzt noch hinzu ein Lauschen auf die inneren Geräusche im Körper.
Achte auf deine Atemgeräusche, etwa ein Knurren im Magen, einen Tinnitus, was auch immer und bleibe mit einem Teil deiner Aufmerksamkeit, deines Bewusstseins, bei der Wahrnehmung deines Atems.

Die Geräusche, die du von außen her wahrnimmst und von innen, sind Geräusche, die im Außen entstehen und auch im Inneren bei dir entstehen und vergehen. Das Still-sein oder Still-werden haben noch nichts mit der inneren Stille zu tun.
Bis jetzt zielt die Übung auf deine Eingewöhnung auf das Lauschen dessen ab, was entsteht und vergeht, ohne dieses zu bewerten, und ohne dich damit zu identifizieren.
Und während du das Lauschen zulässt, ohne zu verhalten,
spüre dass etwas noch tiefer in dir entstehen kann, etwas das unabhängig ist von der Qualität eines äußeren Geräusches. Denn Ein Geräusch kommt zu dir, die innere Stille dagegen entsteht in dir.
Etwas was in der Form, in der Gestalt eines Feldes in dir ist, grenzenlos, und die Qualität der Stille annimmt.

Die Qualität der Stille erfährst du zunächst durch die Abwesenheit von (äußeren) Geräuschen.
In der Metapher oder in der Analogie: stelle dir einen Bergsee vor, wo kein Wind die Wasseroberfläche kräuselt, wo alles tief still ist, sich nichts bewegt. Dort kannst du die Stille „spüren“, du kannst von ihr „erfasst werden“.

In dieser inneren Stille kannst du Eigenschaften wahrnehmen, z.B. schwarz, warm, unendlich, samtig, wie auch immer sie von dir wahrgenommen werden können. Diese innere Stille ist ohne Bewegung, und dies gilt seit jeher und für immer.
Wenn du erstmals mit der inneren Stille in den Kontakt kommst, dann spürst du sie, so lange wie deine Wahrnehmung den Kontakt halten kann. Am Anfang wird das vielleicht nur ganz kurz sein. Doch du kannst nach erstmaliger Wahrnehmung mit Hilfe der Erinnerung immer wieder zurückgehen an die Wahrnehmung der inneren Stille. Und du kannst den Kontakt immer länger werden lassen. Denn diese innere Stille hast du nicht, so wie du Geräusche wahrgenommen hast, sondern du bist sie. Sie ist ein Teil von dir, den du nur nicht immer wahrnehmen kannst, weil du nicht daran gewöhnt bist, dich damit zu verbinden.
Die innere Stille ist da, wenn und solange du mit ihr in Kontakt bist. Sie ist unveränderbar, auch wenn du jedes Mal andere Eigenschaften wahrnehmen kannst. Sie hat nicht die Eigenschaft von laut oder leise, sondern gleicht eher einem ruhenden Feld, einem ruhenden Pol in dir.
Du kannst den Kontakt zu ihr durch Üben ausweiten. Du kannst immer etwas mit ihr in Kontakt sein, immer den stillen Ort in dir aufsuchen.

Und du kannst, wenn du den Kontakt zu ihr vertiefst, dahin kommen, dass du deine innere Stille bist

AUDIO:

502c Übung: mit dem Willen arbeiten

Im Lernprogramm kannst du mit deinem Willen anders umgehen als bisher. Denn der normale persönlichkeitsorientierte Wille ist eher zwanghaft, eher ein Bemühen, eine Anstrengung, fällt dir zumeist nicht leicht und ist ganz selten mit dem Gefühl der Freude verbunden.
Ein Grund dafür ist, dass in der Persönlichkeit zumeist keine geradlinige Motivation besteht, sondern es viele Schichten gibt, auch einige mit Abwehrprozessen verbunden. Ein Teil von dir will, ein anderer nicht.

Ich empfehle Dir für diese Kostprobe, dass du dir etwas Überschaubares vornimmst und durchführst, also ein kleines Willensprojekt, was du sonst häufig nicht erfolgreich durchgeführt bekommst, und wo du schon oft gescheitert bist. Du führst dies in dieser Übung bewusst durch, vielleicht einmal am Tag, und erfährst wie du scheiterst. Beispiel: Du willst den Abwasch gleich nach der Mahlzeit machen. Beispiel: Du willst deinen Schreibtisch aufräumen.
Wenn du gerade mal wieder gescheitert bist und das Scheitern noch sehr genau in deiner Erinnerung hast, wähle dies als ein Projekt.

Drucke dir die Mindmap „Fahrplan einer Tat des Willens“ (312a) aus oder lade es auf dein Display. Nimm das Schaubild jetzt zur Hand mit der Gebrauchsanleitung, wie dieses Schaubild zu nutzen ist. Diese Gebrauchsanleitung steht auch im Text „Fahrplan einer Tat des Willens (312a).

Folge dem Verlauf auf der Mindmap, wenn du deinen Willen nutzen willst, um das zu erreichen, was du dir vorgenommen hast. Bei Überprüfung der Absicht merkst du vielleicht, dass du dieses Ziel eigentlich gar nicht erreichen wolltest.
Dann wähle ein ähnlich kleines Willensprojekt aus.

Hast du zur Zeit keine eigene Aufgabe, kein eigenes Ziel, benutze den Übungsvorschlag: Streichhölzer
Aufgabe:

Bestimme einen Zeitpunkt für jeden Tag der Übung, den du auch einhalten kannst,
nimm eine Schachtel Streichhölzer
öffne diese Schachtel
nimmt jedes Streichholz einzeln heraus bis alle Streichhölzer außerhalb der Schachtel sind
lege jedes Streichholz einzeln wieder hinein in die Schachtel
schließe die Schachtel

Die Aufgabe besteht darin, dass du dieses vollziehst, ohne diese Übungsaufgabe verlassen zu müssen. Diese Aufgabe vollziehst du an drei aufeinanderfolgenden Tagen.

Wenn diese Aufgabe von dir nicht durchgeführt wird, enthält sie einen Grund, warum du nicht zu deinem Willen gekommen bist.

Ich nehme jetzt diese Aufgabe mit den Streichhölzern als Beispiel. Du wirst höchstwahrscheinlich dein eigenes Beispiel haben, deine eigene Aufgabe und kannst meine Schritte analog bei dir verfolgen. Die Mindmap wird von links oben im Uhrzeigersinn herum gelesen.

Irgendetwas bewegt dich, gibt dir die psychische Energie, dich dieser Aufgabe zu stellen.
Das kann ein Drang sein, ohne Bewusstsein, es kann aber auch eine bewusste Absicht sein. Und wenn du eine bewusste Absicht hast und gleichzeitig die Energie das zu tun, hast du ein Motiv.
Welches Motiv hattest du um deinem Ziel zu folgen, deinen Willen einmal auszuprobieren?
Dann überprüfst du ob das Ziel der Mühe wert ist. War es deiner Mühe wert? Welchen Sinn hat dieses Ziel in deinem jetzigen Lebenszusammenhang?
Du bewertest jetzt ob es überhaupt irgendeinen Sinn für dich macht.

Wenn nicht, dann weißt du schon gleich, warum dein Projekt scheiterte. Mache dir dein Ziel noch einmal bewusst. Stelle dir vor, was du überhaupt erreichen willst, und überlege, welche Motive dahinterstehen.

Überprüfe erneut Sinn und Bewertung. Welcher Zweck soll durch die Willenshandlung erreicht werden? Kannst du diesen Zweck wahrnehmen, erkennen oder fühlen?
Schätze jetzt ein, ob dieses Willensprojekt, das du dir vorgenommen hast, realistisch ist. Wenn du dir z.B. vorgenommen hast, einen Partner, eine Partnerin zu finden, verzichte darauf, dies auf diese Weise anzugehen. Aber das Streichholzprojekt ist realistisch, das kannst du durchführen.
Dann vergleichst du dieses Willensprojekt mit den anderen Zielen die du verfolgst hinsichtlich der Möglichkeiten, der Wünschbarkeit, hinsichtlich der Folgen.
Vielleicht kommst du jetzt schon an den Punkt, dass du vielleicht etwas anderes möchtest, andere Ziele verfolgen willst. All das bleibt Dir unbenommen. Nur dann landest du woanders, dann landest du nicht mehr beim Willen.
Nach der Phase des Erwägens wählst du. Du lehnst es ab, dieses Projekt zu verwirklichen, du stellst es zurück, dir wird klar, dass du andere wichtigere Ziele hast.
Wenn du nach der Wahl dann immer noch bei diesem Willensprojekt bist, z.B. bei dem Streichhölzer Projekt, dann entscheidest du dich, dieses Projekt durchzuführen.
Und du bekräftigst diese Entscheidung laut vor dir selbst damit dein Unbewusstsein auch noch mit mitgenommen wird. Diese Bekräftigung muss so klar und durchführbar wie möglich sein.
„Ich werde dieses Projekt durchführen“ - und ich nehme jetzt wieder das Beispiel der Streichholzschachtel – „und werde an folgenden drei Tagen … hintereinander …. Uhr die Streichholzschachtel öffnen, jedes Streichholz einzelnen herausnehmen, jedes Streichholz einzeln wieder in die Schachtel hineinlegen und die Schachtel schließen. Weiterhin werde ich diese Anweisung nicht verändern, das heißt weder etwas hinzufügen, z.B. dabei die Streichholzschachtel streicheln oder etwas von der Anweisung wegnehmen, z.B. die Streichholzschachtel auszukippen.“
Dann du wie du das Projekt durchführst: Mittel, Phasen, Zeit, Umstände und so weiter. Du machst dir ein Programm, eine Zeitstruktur, und eine Bereitstellung der Hilfsmittel, die du brauchst.
Dann leitet dein Wille die Durchführung und überwacht die Durchführung. Dabei passt dein Wille beständig die Mittel an, verfolgt das Ziel, umrundet Blockaden, findet Alternativen wenn’s gerade ganz schwierig wird, bis das Ziel erreicht ist, bis bei dem Projekt mit der Streichholzschachtel am 3. Tag die Schachtel wieder geschlossen ist.

Wenn dein Wille in der ungehinderten Form durchgeführt wird, ungehindert heißt: ungehindert durch die besonderen Bedingungen der Persönlichkeit, fühlt er sich ganz leicht an, easy, und ist selbstverständlich.

Denn ohne Beteiligung der Persönlichkeit, z.B. in widerstrebenden oder ungenauen Motivationen, ist keine Bemühung, keine Anstrengung erforderlich, zumindest keine psychische Anstrengung. Nur wenn du 10 Raummeter Holz zerkleinert willst, wirst du eine körperliche Anstrengung spüren.

Während der Durchführung des Willens wirst du ein leichtes Gefühl der Freude spüren. Dann bist du im Kontakt mit dem wahren Willen, beim leichten Willen, bei dem Willen mit der die Person, die du ebenfalls bist, das, was sie sich vornimmt, durchführt.

Du kannst die Durchführung eines Willensprojektes jederzeit beenden und dich bewusst entscheiden auszusteigen. Wenn du ein Willensprojekt „so lala“ beendest, dann schau dir im Schaubild an, woran es gefehlt hat.

Wenn du ein Willensprojekt ohne eine bestimmte, bewusste Entscheidung beendest, dann bekommt dies dein Unbewusstsein nicht mit. Du hast dann dieses Projekt zwar im Außen abgeschlossen aber nicht im Innern. Kommt dir das bekannt vor: wie etwas oder wie Vieles, was du dir öfters mal vorgenommen hast, und was Du nicht verwirklicht hast, immer noch in dir, in deinem Unbewusstsein marodiert, oder auf der Lauer liegt?

AUDIO:

502d Übung: in den Körper „eintauchen“

Den Körper wahrzunehmen ist nicht so einfach.
Als Kind musstest du dich besonders auf die äußere Welt konzentrieren, diese entdecken. Das Werkzeug, mit dem du das gemacht hast, deinen Körper, hast du nur dann gemerkt, wenn er nicht so funktionierte, wie du ihn haben wolltest. Auch als Erwachsener fällt dir dein Körper höchstens dann auf, wenn er nicht funktioniert, z. B. wenn er schmerzt.

Dein Körper wird nur dann als Körper besonders bewusst, wenn er Lust oder Schmerzen verspürt. Sonst bist du mit deiner Aufmerksamkeit bei dem, wozu du den Körper einsetzt. Für viele, vielleicht auch für dich, ist der Körper nur ein Werkzeug, ein Mittel und hat keinen Eigenwert.
Dem entspricht, dass das, was du empfindest, spüren kannst, ertasten, schmecken, riechen, hören und sehen kannst, dir normalerweise wenig bewusst ist, und du es nur unzureichend ausdrücken kannst und du es zusätzlich nur ungenau empfindest. Du benutzt deine Sinne gewöhnlich für komplexere Handlungszusammenhänge, ohne sie getrennt wahrzunehmen.
Und vieles von dem, was du wahrnimmst, nützt dir zum Erkennen wenig. Eine Niere z.B. kannst du nicht spüren, deine Leber auch nicht und auch einen Muskel getrennt wahrzunehmen ist gar nicht so einfach.

Du hast eher manchmal ein Bild von deinem Körper, eine Vorstellung, die recht ungenau ist und deren Bezeichnungen der Einzel“teile“ dir oft nicht sehr viel weiterhelfen.
In diesem Zusammenhang heißt „in den Körper eintauchen“ überhaupt deinen Körper von innen her wahrzunehmen.
Meistens startest du eher als Analphabet und wirst nur allmählich mit deinem Inneren vertraut. Zunächst einmal ist mir wichtig, dass du so etwas wie einen Umkehrpunkt kennen lernst zwischen deiner Wahrnehmung, die nach außen gerichtet ist und der, die nach innen gerichtet ist.

Übung: Wahrnehmung des Umkehrpunktes

Fühle etwas im Außen, z.B. den Stuhl auf dem du jetzt sitzt. Ziehe nun deine Aufmerksamkeit vom äußeren Fokus (hier dem Stuhl) zurück, wende dich deinem Inneren zu, wende dich deinem Körper zu, tauche in den deinen Körper mit deiner Wahrnehmung hinein. Und tauche gleich weiter und nimm beide Fußsohlen wahr.
Wie und wo hast du dabei den Umkehrpunkt wahrgenommen? Haben sich deine Augen bewegt, hast du eine Bewegung im Kopf gespürt, so als würde ein Schalter umgekippt? Wie bist du von außen ins Innere gelangt?

Übung: in deinen Körper eintauchen

Richte deine Aufmerksamkeit erneut auf deine Fußsohlen. Spürst du da etwas? Vielleicht prickelt es da, vielleicht fühlen sie sich heiß an?
Was auch immer du da wahrnimmst, lass deine Aufmerksamkeit bei dieser Wahrnehmung, beim Kontakt deiner Füße mit dem Boden oder mit der Luft, je nachdem in welcher Position du die Füße aufgestellt hast. Verweile etwas bei diesem Kontakt und lass es zu, dass vielleicht noch andere Empfindungen entstehen, vielleicht irgendwelche Zuckungen, ein Brennen, was auch immer.
Nimm wahr, dass sich vielleicht Konturen vor einem inneren Auge abzeichnen.

Und geh dann mit deiner Aufmerksamkeit in deinem Körper zu deinem Atem. Nimmt wahr, wie dieser Atem einfließt, wie er ausströmt, ohne etwas zu beeinflussen, wie sich dein Brustkorb bewegt, deine Bauchdecke. Nimm wahr, wohin dein Atem im Körper strömt, wie sich das anfühlt, wie du das spürst, nachdem du ausgeatmet hast.

Lenke jetzt deine Aufmerksamkeit auf deinen rechten Daumen. Und vielleicht hilft es, wenn du den Daumen nicht anschaust, sondern nur hinein spürst. Was spürst du dort?  Spürst du dort Wärme, ein Pulsieren, Druck, ein Ziehen, spürst du so etwas wie Haut, und wie fühlt sich das Gespürte an? Bleib mit deiner Wahrnehmung dabei, bleib beim rechten Daumen, ohne etwas von deiner Wahrnehmung wegzunehmen oder etwas hinzuzufügen. Und lass es zu, wenn sie sich verändert.

Auswertung:

In dieser Übung hast du jetzt mit Wahrnehmung von drei Gegenden im Körper Erfahrungen gemacht.
Wie war das? Anders als du es dir früher vorgestellt hättest?
Kannst du das, was du wahrgenommen hast, vollständig beschreiben?
Hast du Veränderungen wahrgenommen, andere Empfindungen, andere Wahrnehmungen, etwas sich gewandelt hat?
War es schwierig, bei deiner Wahrnehmung und bei dem Geschehen zu bleiben, anstelle dort korrigierend eingreifen zu wollen, vielleicht nur etwas, vielleicht auch mehr?

Alles das sind Anfängerfragen für die Erkundung des riesigen Bereiches des Inneren deines Körpers. Denn dein Körper ist keine Maschine, sondern ein lebendiger Organismus.

AUDIO:

502d Übung: die Persönlichkeit erspüren

Die Persönlichkeit ist ein komplexes Orientierungsmuster für den Umgang mit der Welt.  Es wird vom ersten bis zum vierten Lebensjahr in den Grundzügen ausgebildet und danach das ganze Leben lang weiter verfeinert. Die Persönlichkeit ist das „Navi zur Orientierung in der Welt“.
Und ähnlich wie der Fisch das Wasser nicht wahrnimmt in dem er schwimmt, nimmst du normalerweise deine Persönlichkeit nicht wahr, die dein Orientierungssystem darstellt.
Es ist wichtig, dass du wahrnimmst, wann deine Persönlichkeit die „Zügel“ übernimmt, „dran ist“. Es braucht nur eine Besinnung auf das, was du sowieso schon weißt, was dir vielleicht aber so nicht mehr bewusst ist. Sie ist heute nur ein Selbst unter mehreren welches du benutzen kannst.
Vielleicht kannst du spüren, wenn dein Körper nicht mehr funktioniert oder eingeschränkt ist. Vielleicht kannst du es auch spüren, wenn deine Persönlichkeit nicht mehr funktioniert oder eingeschränkt ist. Dies ist z.B. der Fall, wenn du schizophren wirst oder ein Burnout erlebst. Dann funktioniert deine Persönlichkeit nicht mehr so wie du es lange gewohnt warst, und du bist erst durch eine schwere Krankheit oder einen Ausfall darauf gestoßen.

Woran kannst du nun die Persönlichkeit, deine Persönlichkeit wahrnehmen? Ein Weg ist es, die Persönlichkeit in ihrer Aktivität wahrzunehmen, so als ob du einen laufenden Motor hörst und auch die Vibrationen spürst. Denn du kannst die Persönlichkeit in ihrem Wirken auch spüren, erspüren.

Ein Teil deiner Persönlichkeit ist dein Selbst. Das ist der Identitätsteil der Persönlichkeit, das ist das, was du spüren kannst, wenn du „ich“ sagst und dem kurz nachfühlst. Je nach deiner Lebenssituation wird dein „ich“ zum außen hin ausgesprochen, etwa mit der Redewendung „Ich war auch schon dort“.
Im Inneren hast du zu dir selbst gesagt, etwa „Habe ich schon wieder etwas vergessen“? Dann sprichst du mit dir selbst.
Dein „ich“ fühlt sich unterschiedlich stark an: einmal zaghaft, einmal kraftvoll, einmal selbstbewusst, einmal wütend, oder auch anders.
Du kannst spüren „was ist hinter meinem „ich“. Denn „ich“ ist nur ein Wort, ist nur ein Begriff. Jedoch das Eigentliche hinter deinem „ich“ ist eine Energie, und diese Energie kannst du spüren lernen. Das „ich“ ist ein Energiemuster, das immer eine Form von Anstrengung beinhaltet, häufig eine innere Anstrengung, die etwas mit Bemühen zu tun hat. Wie quälend dieses „ich“ sein kann, wie sehr dieses Bemühen als Anstrengung zu spüren ist, erlebst du dann, wenn du dich überanstrengt hast. Dann kann sich diese Anstrengung anfühlen als ob Sandpapier über ein offenes Fleisch, über eine Wunde schleift. Dann sehnst du dich nach Entspannung, und Entspannung heißt, dass die Spannung nicht da ist. Du möchtest am liebsten ganz und gar loslassen, um in einen Zustand ohne Spannung zu gelangen.

Das Wirken deiner Persönlichkeit spürst du bei „Egoaktivität“. Du bist z. B. im Hamsterrad, oder du bist aufgeputscht, kannst nicht zur Ruhe kommen, bist ständig in Aktivität verfangen. Anders ausgedrückt: dein Motor dreht in einer höheren Drehzahl, als er eigentlich drehen müsste. Vielleicht bist du nicht mehr in der Lage in der Situation angemessen zu schalten. Von alleine wieder in den Leerlauf zu kommen ist scheinbar nicht möglich. Stress baut sich auf weiteren Stress auf, und das, solange der Motor hält. Du fährst manchmal sehr lange mit heulendem Motor durchs Leben.
Egoaktivität ist immer anstrengend. Sie wird manchmal sehr oder zu anstrengend. Dann wird jeder Versuch der Heilung, der ja auch eine zusätzliche Anstrengung beinhaltet, als eine zu viel erscheinen. Oft ist es so, dass du dich in eine Urlaubsphase begibst und nicht abschalten kannst. Dann dreht sich das Rad auch unter Palmen und am schönsten Meeresstrand immer weiter, und du sehnst dich nach einer himmlischen Ruhe.

Der normale Ablauf in der Steuerung des Organismus heißt: Wechsel von Anspannung und Entspannung. Die menschliche Persönlichkeit ist zumeist so bestimmt, wird so gesteuert, angesteuert, dass sie eine Entspannung behindert.

Daher ist es wichtig, dass du spüren lernst, wie deine eigene Persönlichkeit arbeitet: wie gut ist sie ausgesteuert, damit du für ein durch das ganze Selbst bestimmtes Leben verschiedene Gänge zur Steuerung, und nicht nur deine Persönlichkeit zur Verfügung hast.

AUDIO: