Übersicht: Das Bewusstsein ausweiten

300 Übersicht: Ausweitung des Bewusstseins

Übersicht

Da das Lernprojekt für ein durch das „ganze“ Selbst bestimmte Leben erworben wird, ist eine Erweiterung erforderlich. Es sind einige besondere Fähigkeiten zu entwickeln, besonders im Bereich der Wahrnehmung. Weiterhin sind Eigenschaften, die wir bisher gelernt haben, und die dem ganzen Selbst nicht entsprechen, abzulegen. Einige Gewohnheiten, die wir bisher in dem durch die Persönlichkeit bestimmten Leben gelernt haben, sind zu verändern bzw. zu beenden.  Ich nenne zunächst einen Bereich von Fähigkeiten, die wir noch nicht sehr intensiv entwickelt haben und benenne danach Bereiche der Konditionierung, die verändert werden sollten.

Wenn ich jetzt von „wir“ oder „dir“ spreche, meine ich einen angenommenen Durchschnitt der Bevölkerung. Einzelne Personen können jedoch ganz unterschiedlich entwickelt sein.

Ich beginne bei den neu zu entwickelnden Fähigkeiten beim „Willen“.
In der westlichen Kultur wurde bisher als praktikable Sonderform der „harte Wille“ entwickelt, vielleicht auch der geschickte Wille, damit wir im täglichen [Über]lebenskampf zurechtkommen, also „street smart“ sind. Der vollständige Wille wurde jedoch als Steuerungsinstanz noch wenig entwickelt. Im Übungsteil werden hierzu Übungs- und Entwicklungsprojekte angeboten: Übungsprojekte in denen der Wille geschult wird, Entwicklungsprojekte mit denen das Leben selber auf gewünschte Entwicklungen hin ausgerichtet wird.
Eine weiter Fähigkeit ist die „Innere Kraft“ Hiermit bist du bisher vermutlich wenig in Berührung gekommen. Du hast nur die körperliche Kraft genutzt und bist mit der Kraft des Seins wahrscheinlich wenig verbunden. Im Lernprogramm kannst du die Fähigkeit entwickeln, den Kraftpunkt und den Kraftraum in dir zu finden und zu nutzen.

Ein weiteres Beispiel im Bereich von wenig genutzten Fähigkeiten, die jedoch rudimentär schon entwickelt sind, ist das Mitgefühl anstelle des Mitleids. Mitgefühl ist eine besondere Qualität die wahrgenommen werden muss, und die auch eingeübt werden kann. Und dabei wird besonders das Mitgefühl mit dir selbst in deiner Auseinandersetzung mit dem inneren Kritiker wichtig.

Dann gehört zur Ausweitung des Selbst, das heißt zum Verlassen des durch Routinen geformten Gebiet, Entschiedenheit. Entschiedenheit kombiniert die Klarheit über deine Ziele und die Bereitschaft diesen zu folgen.

Ein erweiterter Bereich, der mit zu den besonderen Fähigkeiten gehört, ist die Wahrnehmung von innerer Stille.  Auch diese kannst du einüben.

„Nur Tätigkeiten“ nenne ich die Tätigkeiten, die nur durch eine Tätigkeit bestimmt sind und nicht durch die zusätzlich mögliche andauernde Reflexion und Bewertung dessen, was wir zusätzlich während der Tätigkeit machen. Diese Tätigkeit kennen wir manchmal beim Joggen.  „Nur-Tätigkeiten“ sind extra einzuüben, und gehören dann zum Seinsbereich.

In diesem gesamten Lehrgang findet eine Schulung des Bewusstseins statt. Bevor dein Bewusstsein geschult wird, muss es überhaupt erst mal erkannt werden und wahrgenommen werden. Dies geschieht durch die Frage, in welchem Bewusstseinszustand bin ich gerade? Bin ich bei der Präsenz, bin ich gelassen oder bin ich eingeschränkt, planvoll, oder in Routinen? Bin ich in Tagträumen und wie kann ich aus einem Bewusstseinszustand in einen anderen Bewusstseinszustand wechseln. Wie kann ich z.B. bei der Außenorientierung, bei der routinierten angestrengten Orientierung innehalten, nach innen gehen und alles sich im Innenbereich entfalten lassen. Wie halte ich es überhaupt erst aus, etwas sich entfalten und geschehen zu lassen, anstatt ständig etwas tun zu müssen.

Ein weiterer großer Bereich ist es, mit den bisherigen Konditionierungen umgehen zu können.  Ich erkläre in diesem Abschnitt den inneren Kritiker, die Konditionierungen durch die Emotionen und die Dynamiken, besonders die der Persönlichkeit.

Wir alle haben eine Instanz ausgebildet, den inneren Kritiker oder inneren Richter oder das Über-Ich. Diese Instanz hat auf der Persönlichkeitsebene bisher als Navi funktioniert. Das Über-Ich sagt uns, was wir gut machen und was wir schlecht machen. In der Metapher des Führerscheins: wo wir abbiegen müssen, wie die Straßenlage ist und so weiter. Der innere Kritiker ist aber ein veraltetes Navi, ein Navi mit einem veralteten Betriebssystem, das alle neuen Wege, alles, was sich im Sein ereignen kann, nicht wahrnehmen kann.  Es ist wichtig, den inneren Kritiker zu nutzen, sich aber davon nicht bestimmen zu lassen. Der innere Kritiker ist ein Navi mit frühkindlicher Programmierung. Sobald er die Weiterentwicklung behindert, ist er außer Kraft zu setzen und zwar wörtlich. Du kannst den inneren Kritiker daran erkennen, dass du einen Energieverlust erleidest, wenn er aktiv ist. Daher ist es wichtig, diese Energie für die weitergehende Entwicklung zu nutzen.

Ein weiterer Bereich ist die Steuerung durch Emotionen. Gefühle geben uns eine Rückmeldung darüber, wie es dem Organismus gerade geht. Emotionen sind Gefühle, die mit vorangegangenen Situationen, häufig sogar mit Situationen aus der frühen Kindheit, verbunden sind. Sie geben uns also Auskunft darüber, wie es uns früher ergangen ist und behindern damit eine richtige Einschätzung wie es uns im Moment, heute in diesem Augenblick geht. Wenn wir das ganze Selbst nutzen wollen, ist es wichtig unsere Emotionen heute – und auch von früher erkennen zu können. Dies aus vielfachen Gründen. Zunächst ist es wichtig Gefühle und Emotionen auseinander halten zu können, wenn etwa Gefühle als Feuermelder wirken. Reagiere ich auf eine Situation mit Wut, ein Feuermeldergefühl, dann ist es hilfreich zu wissen, ist dies ein Gefühl aus der Gegenwart, eine Bedrohung meines Organismus im Hier und Jetzt, oder meldet sich eine Emotion und weist auf eine frühere Situation hin. Gefühle und Emotionen können bewusst zum Erkennen von Hindernissen genutzt werden. Hierbei ist es wichtig, den Gefühlsanteil wahrzunehmen, das ist der Anteil der Emotion, der noch am ehesten im Hier und Jetzt verankert ist.

Ein weiterer Bereich ist das „Energiemanagement“. Dabei kann gelernt werden, die Energie der Gefühle aus den Emotionen herauszufiltern um sie für Heute Wichtiges und Neues nutzen zu können.

Viele Konditionierungen sind so verschachtelt in den Erinnerungen gespeichert, dass es schwierig ist, sie direkt zu erfahren. Um die Konditionierungen zu erkennen ist eine Methode hilfreich, die ich „Altes finden und umwandeln“ nenne. Die „Erkundung“ ist ebenfalls eine Methode in diesem Bereich.

Wenn ich Autofahren lerne ist das Umgehen mit Grenzen ein wichtiger Bestandteil. Es geht um Grenzen im Außen, in der Metapher also mit Straßenverhältnissen, anderen Verkehrsteilnehmern und so weiter. Aber es geht auch um Grenzen im Innern. Beide sind zu setzen und einzuhalten. Es gibt einmal die Muster, die Handlungsweisen, wie wir das vorher gemacht haben, aber auch neue oder geänderte Muster im Umgang mit dem ganzen Selbst sind erfahrbar und zu nutzen.

Mit zum Fahren lernen gehört auch, die inneren Dynamiken zu erkennen und mit ihnen geändert umgehen zu können. Wir alle kennen wahrscheinlich Teufelskreise, in denen wir immer wieder in etwas hineingeraten, in das wir nicht hineinwollen. Oder wir verlieren durch Aufschaukeln die Kontrolle und versuchen mit früheren Handlungsweisen Situationen zu lösen, die wir in jetzigen Zuständen nicht lösen können, ein Beispiel mag Eifersucht sein. Dynamiken sind Reaktionsketten, die früher einmal vielleicht hilfreich gewesen sind. Doch können sie uns jetzt, nachdem wir ein Programm der Bewusstseinserweiterung durchlaufen haben, nicht mehr weiterhelfen.

Zu den Dynamiken gehören auch die emotionalen Entführungen.  Wir befinden uns plötzlich in einer Situation, die uns an irgendetwas von früher erinnert, oft an Situationen aus der frühen Kindheit. Wir werden „entführt“ weil wir versuchen, diese mit frühkindlichen Handlungsmustern zu bewältigen, was in der heutigen Zeit unangemessen ist und deshalb nicht funktioniert. Daher ist es erforderlich, emotionale Entführungen erkennen und außer Kraft setzen zu können.
Gefühle geben uns ja immer einen Hinweis darüber, wie der Organismus sich selbst einschätzt im Verhältnis zu seiner Umwelt. Gefühle geben uns etwa einen Hinweis, dass etwas zu tun ist.  Wenn z.B. Wut aufkommt, ist das ein Hinweis, dass wir an irgendeiner Grenze sind, und mit dieser Grenze umgehen müssen. Wenn Traurigkeit aufkommt ist das ein Gefühl, das uns daran erinnert, dass wir irgendetwas verloren haben. Wenn wir ängstlich werden, ist das ein Zeichen, dass der Organismus die Situation so einschätzt, dass er bedroht ist und es einer Handlung bedarf.

Zu den Verkehrsregeln gehört auch, dass wir Muster in uns erkennen und Identitäten erkennen. Aber nicht nur erkennen, sondern auch einschätzen können, inwieweit Sie uns auf unserem Lernweg unterstützen oder ihn behindern. Jeder kennt Menschen, die Regeln vergessen, Teilnehmer, die sich nicht an Verkehrsregeln halten, weil sie sie nicht verstehen oder weil ihre Identität ihnen sagt, dass sie sich nicht daranhalten müssen.  Wenn also eine Identität nicht mit den Verkehrsregeln in Übereinstimmung zu bringen ist, ist diese Identifikation zu lösen.

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301 Ausweitung des Bewusstseins als neue Herausforderung

Ausweitung des Bewusstseins als neue Herausforderung

Geht es um das Fahren lernen im normalen Straßenverkehr, benutzen wir viele Fähigkeiten und viele Wahrnehmungsmuster, die uns vom Radfahren her gewohnt sind, die wir als Fußgänger gelernt haben, die uns als Mitfahrer bekannt sind. Das heißt, wir verfügen über eine ganze Breite von Fertigkeiten, Fähigkeiten und Kompetenzen. Was ist anders beim Fahren lernen für den Führerschein für ein durch das ganze Selbst bestimmte Leben? Da ist zunächst ein Fahren zu lernen, in dem vieles bisher Gelernte verwendet aber anders ausgerichtet wird. Die neue Herausforderung ist vergleichbar mit dem Eltern sein. Bevor du Eltern wirst, dieser Vergleich ist leider nur für die LeserInnen relevant, die Eltern sind, und die diesen Übergang miterlebt haben. Bevor du Eltern bist, verfügst du über viele Vorstellungen darüber, wie das ist, Eltern zu sein. Dennoch, wenn das dann anfängt mit dem Eltern sein, ist das so, als hättest du kaum Vorstellung davon gehabt, als wäre das alles gar nicht so. Du kannst dir eben gar nicht vorstellen, dass du für ein Wesen den ganzen Tag verantwortlich bist - und dass dieses Wesen außerdem auch noch eigene Meinungen und Standpunkte entwickelt. Das heißt: es werden viele Tätigkeiten umgestellt, umstrukturiert, damit du einigermaßen Eltern sein kannst. Du hast wahrscheinlich vorher nicht füttern gelernt, und nicht windeln.

Vergleichbar ist das Fahren lernen nach dem Lernprogramm. Du hast dich vermutlich fast ausschließlich im Bereich der Persönlichkeit bewegt, wo du nicht die Persönlichkeit „fährst“, sondern wo die Persönlichkeit dich „fährt“. Du brauchst also übergeordnete Fähigkeiten, um im ganzen Selbst eigenständig fahren zu können. Deshalb wird dir der bisher schon bekannte Bereich von Persönlichkeit, von Konditionierung und so weiter neu bewusst gemacht. Jetzt jedoch unter der Perspektive was du brauchst, um dich im ganzen Selbst bewegen zu können.

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302 Umgang mit sich Selbst

Umgang mit sich selbst

Einige Menschen haben schon Erfahrung im Umgang mit sich selbst. Für die meisten Menschen in unserem Kulturkreis ist dies aber ein ganz und gar fremdes Gebiet. Der bisherige Umgang mit sich selbst ist von der humanistischen Psychologie oder der humanistischen Pädagogik beeinflusst und bezog sich fast ausschließlich auf das Selbst der Persönlichkeit. In der Gestaltarbeit konntest du z.B. verschiedene Rollen gegenüber deinen inneren Prozessen einnehmen. Im Rahmen des neurolinguistischen Programmierens NLP wurde dir deutlich, wie sehr deine Gewohnheiten im Training deiner Sinne, im Einsatz deiner Sinne, Auswirkungen auf das hatten, was du angestrebt hast. Im Rahmen der Körperarbeit wurde dein Selbst in Ruhe gelassen, während du an Verspannungen gearbeitet hast.

Im Rahmen des Lernprogramms ist die erste Frage beim Umgang mit sich selbst, um welches Selbst handelt es sich. Da kommt entweder das Selbst des Körpers, der Leib, die Persönlichkeit, die ungeformte Seele oder die Person und das Sein in den Fokus, weil du überall ein Selbst wahrnehmen kannst, ein Selbst sein kannst. Dies kann also eine deutliche Ausweitung gegenüber dem normalen Umgang mit üblicherweise einem Selbst sein.

Welche Motivation willst du hierbei einsetzen? Ich unterscheide Druck-Motivation und Zug-Motivation. Bei der Druck-Motivation meinst du, du müsstest mit dir umgehen, damit du irgendwie besser wirst, dass du irgendetwas reparieren musst, was dir oder anderen auffällt oder schmerzt. Vielleicht möchtest du ruhiger werden und nicht immer gleich auffahren. Deine Motivation wird gesteuert und auch hervorgerufen durch dein Über-Ich, durch deinen inneren Kritiker, der dir sagt, du bist noch nicht so wie du sein sollst oder du müsstest dich in bestimmten Bereichen verbessern. Letztlich eiferst du mit dieser Motivation einem idealen Selbstbild nach, wie du eigentlich werden solltest und dass du eben noch nicht ganz bist oder überhaupt noch nicht bist. Du versuchst dieses ideale Selbstbild zu erreichen oder ihm zumindest näherzukommen, ohne zu hinterfragen, was ist das überhaupt für ein ideales Selbstbild? Ist das für mich und meine Situation realistisch, was sind die Mühen, die ich dafür erbringen muss. Es kann sein, dass du mit einer Druck-Motivation das Lernprogramm beginnst. Ich empfehle dir in diesem Fall entweder mit dem Programm aufzuhören oder nachzuspüren, ob du noch eine zusätzliche Motivation zur Verfügung hast; ob etwas dich zu dem ganzen Selbst hinzieht, ob du noch irgendeine Sehnsucht hast, die nicht erfüllt ist. Denn bei der Zug-Motivation kann es sein, dass die ungebundene Seele, die Person, dich zieht, wie bewusst auch immer, und du dem durch das Lernprogramm näherkommen willst. Es kann auch sein, dass dich etwas in die Unendlichkeit zieht, dass du Wahrnehmungen vom Sein hast, und die dich irgendwie nicht loslassen. Dann willst du mit Hilfe dieses Programms oder auch auf anderen Wegen Umgang mit dem Selbst des Seins haben. Oft wird es so sein, dass du mehrere Motivationen hast, dass da Druck-Motivationen sind aber auch Zug-Motivationen. Und dann kann dir die Auseinandersetzung mit den Übungen helfen klar zu bekommen, was dir was wert ist im Umgang mit welchem Selbst.

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