Das Medium des Lernens

200 Überblick über das Medium des Lernens

Das Medium des Lernens

Wodurch erfährst du das Selbst in seinen verschiedenen Ausprägungen? Was nimmst du wahr, wenn du mit deinem Bewusstsein nach innen gehst, einer Innenschau vergleichbar?  Im Lernprogramm benenne ich als „Medium“ die Orte wo sich die Wahrnehmungen des Selbst, wo die sich die Innenschau vollzieht Hier kommt zunächst der Körper in die Aufmerksamkeit, d.h. ich „lande“ bei der Innenschau zunächst im Körper. Dann wird das Bewusstsein selbst, die verschiedenen Qualitäten des Bewusstseins, immer wichtiger.
Bei der Innenschau brauchst du im Körper Bewusstheit, das Bewusstsein selber kann aber auch außerhalb des Körpers wahrgenommen werden. In den beiden folgenden Abschnitten wird dieser Zusammenhang weiter erläutert.

Audio:

210 Der Körper

Der Körper

Der Körper ist nicht nur etwas was du hast, dein Körper ist auch etwas, was du bist. Wichtig für die Orientierung im „ganzen“ Selbst sind die Sinne in ihrer jeweiligen Ausprägung. Wir gehen ganz normal mit unseren Sinnen um, haben normalerweise keine Sinnesschulung erfahren, und benutzen die Sinne so, wie wir sie gelernt haben, und was sich dabei in uns entwickelt hat. Die Sinne sind so selbstverständlich, dass sie kaum bewusst sind, das heißt du nimmst deine Sinne nur an den Ergebnissen ihrer Nutzung wahr. Doch die Sinneswahrnehmungen sind wichtig für die Bewusstseinsentwicklung. Daher mache ich hier erneut etwas bewusst, was sonst weitgehend unbewusst im Alltag bleibt.

Ich unterscheide im Programm die äußeren Sinne und die inneren Sinne.
Die äußeren Sinne sind: das Sehen, Hören, Fühlen-Tasten, das Schmecken, Riechen, Spüren. Das sind zwar Sinne, die auch Funktionen des Körpers sind, Funktionen des Organismus, deren Wirkungsweise jedoch erst dann bewusst wird, wenn sie nicht mehr funktionieren wie sie sollten. Mit zunehmendem Alter lässt für viele das Sehvermögen oder das Hörvermögen nach. Erst dann geraten die Sinne in den Fokus unserer Aufmerksamkeit.
Die inneren Sinne sind zunächst die Gleichen wie die äußeren Sinne. Denn wir können die gleichen Sinne benutzen, wenn wir uns auf die Reise ins Innere machen. Auf der inneren Reise sind die gleichen Sinne noch vielfältiger einsetzbar.  Bei der Sinnesschulung im Kapitel 5 werde ich noch darauf hinweisen, dass es nicht nur wichtig ist die inneren Sinne verfügbar zu haben, sondern sie auch zu kennen und sich der eigenen Vorlieben ihrer Nutzung bewusst zu sein.
Die meisten Menschen sind vor allem visuell orientiert, ganz viele Reize werden dabei über das Sehen wahrgenommen. Manche Menschen hören besser, andere orientieren sich viel über ein Bauchgefühl, d.h. über das Empfinden.  Manche spüren am besten und am liebsten. Normalerweise sind die Sinne oder der Sinn, welcher zu deinen Vorlieben gehört auch der Sinn den du am meisten benutzt. Manche Menschen verfügen über die Fähigkeit der Synästhesie, das heißt bei ihnen sind zwei oder manchmal auch drei Sinne gleichzeitig und gleichwertig im Vordergrund zur Nutzung bereit. Aber die meisten Menschen haben nur eine Vorliebe.
Für die Reise nach innen, für die Wahrnehmung des Körperbilds oder des Organismus, soweit wir dort etwas direkt wahrnehmen können, ist jedoch das Spüren vorrangig. Wenn du nach innen hinein spürst, oder wie du in der Alltagssprache auch sagen kannst, wenn du nach innen hinein fühlst, dann empfindest du und das, was du dabei spürst, wird Empfindung genannt.

Die Empfindungen können besonders beim Körperbild körperliche Empfindungen sein wie Magendrücken oder Muskelkater. Sie können aber auch feinstofflich sein, subtil, wenn du etwa ein inneres Feld spürst, wenn du Farben siehst im Innern. Und alle Empfindungen können nicht nur empfunden werden,- und da kommen wir zu den Aufgaben des Führerscheins,- sie enthalten auch eine Bedeutung, sie geben dir eine Information. Ein Gefühl der gähnenden Leere, genauer gesagt, ein Spüren gähnender Leere, gib dir die Information, die du als Hunger spürst. Ein trockener Hals oder eine trockene Kehle weist darauf hin, dass du Durst verspürst. Das sind alles Informationen aufgrund dessen du in Aktion kommen, etwas tun kannst.

Ein weiterer Bereich der Körperwahrnehmung sind die Gefühle. Die Gefühle werden in der Alltagssprache oft mit Empfindungen gleichgesetzt. Doch Gefühle sind energetische Reaktionen im Körper und keine Empfindungen des Körpers.
Wenn du z.B. Magendrücken hast und du dich aufgrund dessen unwohl fühlst, ist „Unwohl sein“ ein Gefühl. Genauer gesagt, ist „Unwohlsein“ ein Gefühl gekoppelt mit) einer Bewertung. Du kannst mit einer Erkundung tiefer gehen und herausfinden, was das ist, was dich „un“wohl sein lässt. Vielleicht ist das ein körperliches Symptom, eine Magenverstimmung oder ein psychisches Phänomen, eine spontane enttäuschte Erwartung, oder ein schon länger andauerndes seelisches Problem.
Die Gefühle sind für mich in der Metapher des Führerscheins das Navi des Organismus.  Gefühle geben dir Rückmeldung über das Verhältnis deines Organismus zur Umwelt. Wenn du dich also unwohl fühlst, sag dir das etwas darüber aus, dass dein Gleichgewicht des Organismus nicht mehr vorhanden ist. Du kannst dann erkunden wodurch das kommt, du kannst daran etwas ändern oder auch nicht.
Um das Navi des Organismus benutzen zu können es ist wichtig, dass du etwas mehr über Gefühle weißt. Gefühle sind zwar zentral in Filmen und musikalischen Produkten vorhanden, aber das Wissen über Gefühle ist sehr wenig verbreitet.

Im Rahmen des Lernprogramms reicht es zunächst aus zu unterscheiden zwischen der Gefühlswallung, Gefühlsstimmung, Gefühlshaltung und gefühlsmäßige Fixierung.
Die Gefühlswallung bezeichnet, wenn das Gefühl etwas aufwallt. Es ist die Kurzform der Gefühle und ist bald vorbei. Als Ergebnis bist du traurig aber die nächste Ablenkung reicht manchmal schon aus und du hast die Traurigkeit hinter dir gelassen.
Bei einer Stimmung dauert das Gefühl an, kann sich über einen ganzen Tag hinziehen wie etwa bei einer Melancholie.
Einstellungen sind Gefühlshaltungen. Sie sind auf bestimmte Objekte bezogen. Du siehst z.B. ein lachendes Kleinkind und du fühlst dich wohl. Du siehst auf der Straße etwas Erbrochenes und reagierst darauf mit Ekel.  Das heißt, du reagierst mit Gefühlen auf die Wahrnehmung bestimmter Objekte, und diese Reaktion ist verhältnismäßig fest bei dir codiert.
Dann kann noch die krankhafte Fixierung von Gefühlen unterschieden werden, die sich durch den ganzen Alltag ziehen und die lange, manchmal wochenlang andauern können, wie z.B. ein Misstrauen.  Du empfindest Misstrauen gegenüber jedem, du bist für einen Zeitraum fixiert als misstrauischer Mensch. Du kannst deshalb nicht mehr die Hinweise des Navis der Gefühle wahrnehmen. Die Gefühle ändern sich ständig, denn auch dein Organismus ändert ständig, weil auch die Umwelt sich ständig ändert.  Bei den meisten Gefühlen reicht es eigentlich schon aus, die Informationen des Navis zu erhalten und dann kannst du das Gefühl loslassen. Das wirst du vielleicht auch tun, wenn es sich um sogenannte negative Gefühle handelt wie Neid oder Eifersucht. Diese Gefühle wirst du aber versuchen zu vermeiden. Positive Gefühle wie Stolz, Wohlfühlen usw. möchtest du aber vermutlich als Gefühl behalten und du dich den ganzen Tag über wohlfühlen.

Audio:

220 Das Bewusstsein

Das Bewusstsein

Ohne Bewusstsein hast du keinen Zugang zum Selbst, zu welchem Selbst auch immer. Was das Bewusstsein wiederum ist, ist letztlich nicht geklärt.
Ich behelfe mich im Rahmen des Führerscheins mit einigen Beschreibungen und mit meiner Auffassung von Bewusstsein, die mir hilft, viele Eigenschaften wahrzunehmen. Bewusstsein gibt es außerhalb deines Selbst nicht. Du kannst nicht in den Park gehen und außerhalb deines Selbst Bewusstsein ausfindig machen. Du selber hast Bewusstsein und gehst mit dem Bewusstsein in einer bestimmten Weise um. Diese Umgangsweisen mit deinem Bewusstsein nenne ich deine Bewusstseinszustände.

Welche Bewusstseinszustände unterscheide ich? Da ist zunächst das Unbewusste, von der Psychoanalyse auch Unterbewusstsein genannt. In diesem Unterbewusstsein sind enthalten:  Handlungsroutinen, psychische Muster, unverarbeitetes psychisches Material, das heißt all das, was du nicht wissen, was du nicht wahrnehmen willst, bewegt sich im Unterbewusstsein.  Unter „bewegt sich“ verstehe ich Material, das immer wieder neue Formen annimmt und sich dann in Träumen wiederfindet.  Bevor das Unbewusste bewusst wird, kann oft noch ein vorbewusster Zustand unterschieden werden. Die Ahnungen oder die Freud’schen Fehlleistungen können diesem Bereich zugeordnet werden. Also alles das, was auftaucht und nicht so richtig ins Wachbewusstsein integriert ist. Dann kann doch die Form des schwebenden Bewusstseins unterschieden werden, eine Form, die ich auch mit der Metapher „angeln“ bezeichne. Beim Angeln hast du die Angel ausgeworfen, du sitzt oder stehst mehr oder weniger entspannt. Das Bewusstsein ist nicht fokussiert, deine Aufmerksamkeit nicht gerichtet. Plötzlich wird die Angelspitze nach unten gezogen, du gehst  aus dem schwebenden Bewusstseinszustand in einen fokussierten Bewusstseinszustand über und machst alles das, was zum Angeln erforderlich ist.
Ein weiterer Bewusstseinszustand ist das luzide Bewusstsein in dem du lernen kannst,  Träumen folgen zu können und trotzdem noch genügend bewusst zu sein um zum Wachbewusstsein wechseln zu können. Du hältst eine Gleichzeitigkeit aus zwischen Wachbewusstsein und Traumbewusstsein im Unterbewusstsein.

Meistens empfinden wir uns als bewusst, wenn wir sind wach sind. Du bist dir der Inhalte bewusst im Außen und im Innern.
Selten bis du dir jedoch unterschiedlicher Formen des Selbst oder deines Selbst bewusst. Normalerweise ist dies das Selbst deiner Persönlichkeit. Dieses wird dir jedoch nur dann bewusst, wenn du eine Rückbesinnungsschleife vornimmst, „eine Selbstreflexionsroutine“.  Wenn du dich also fragst, wer sich der Inhalte deines Bewusstseins gerade bewusst ist. In diesem Augenblick kommt normalerweise die Antwort „ich“. Und als „ich“ kannst du dich weiter verbinden mit einer bestimmten Identität: also ich bin ich „ich“. Ich kenne mich schon seit der frühen Kindheit usw. oder ich als Teilpersönlichkeit oder in einer bestimmten Rolle „ich als Elternteil“, „ich als Autofahrer“ usw.
Wenn du im Bewusstseinszustand deiner Persönlichkeit bist, kannst du das oft an Eigenschaften der Persönlichkeit erkennen. Du bist bemüht, wetteiferst, bist gekränkt, in Sorge usw.
Ein weiterer Bewusstseinszustand ist der der Person. Als Person bist du oft präsent. Präsenz ist ein Bewusstseinszustand den du dadurch erkennen kannst, dass du dir der Inhalte des Bewusstseins bewusst bist und dass du dir zugleich bewusst bist, dass du bewusst bist. Präsenz ist also eine „Verdoppelung“ des augenblicklichen Bewusstseins.

Beispiel: Ich nehme wahr, dass die Buchstaben auf meinem Monitor erscheinen, während ich tippe. Dies ist der Inhalt meines derzeitigen Bewusstseins. Zugleich bin ich bewusst, dass ich dies wahrnehme. Das ist das Bewusstsein des Inhaltes. Dann nehme ich noch wahr, dass da etwas anderes Vorhandenes ist, etwas Dichtes, Grenzenloses. Meine Wahrnehmung verändert sich. Dies ist ein Kennzeichen der Präsenz, des Bewusstseins des Bewusstseins. Ich spüre ein Da-Sein, ein „ich bin da“, „ich bin vollständig da“, „ich bin vollständig“.

Wenn Präsenz vorhanden ist, weitet sich deine Wahrnehmung aus. Das Sehen erhält eine Tiefenschärfe, die Farben werden deutlicher bis brillant. Das Hören findet zugleich auf verschiedenen Ebenen statt, vergleichbar mit dem direkten Übergang von Mono nach Stereo und so weiter.

Im Bewusstseinszustand des Seins ist alles, was Du wahrnimmst, unbegrenzt. Du bist offen für das, was geschieht. Es braucht keine Reflexionsschleife mit dem „ich“. Das „ich“ existiert im Bewusstseinszustand des Seins nicht, weil es nicht erforderlich ist. Das „ich“ beginnt erst dann wieder bemerkbar zu werden, wenn du in den Bewusstseinszustand der Persönlichkeit zurückkehrst.
Im Zustand des Seins ist das Bewusstsein außerordentlich formbar und es kann ausgerichtet werden.  Du verfügst über eine Fähigkeit der Ausrichtung des Bewusstseins, du kannst den Focus der Ausrichtung lenken. Du kannst z.B. hierhin oder dorthin schauen, du kannst den Fokus der Erinnerung wechseln, was auch immer.
Im Lernprojekt steht der Umgang mit dem Bewusstsein im Vordergrund. Dies hier ist nur eine kurze Einführung in das Medium.

Audio: