Wenig genutzte Fähigkeiten

540

Wenig genutzte Fähigkeiten weiterentwickeln

In diesem Abschnitt werden Fähigkeiten weiterentwickelt wie:

  • Meditieren
  • Willen entwickeln
    Willen entwickeln als persönlichkeitsorientierten Willen im Gegensatz und zur Ergänzung unter Nutzung des Fahrplans einer Willenshandlung, der Durchführung von Willensprojekten und Entwicklungsprojekten, sowie eine kleine Einführung in den personalen Willen und den universalen Willen.
  • Zugang zum Wert
    Im Bereich des Zuganges zum Wert gibt es eine Übung zur Klärung des äußeren Wertes, das heißt des Wertes, an dem wir uns normalerweise orientieren und den Hinweis zur Übung des inneren Wertes, der schon bei den Übungen für Beginner entwickelt wurde.
  • Mitgefühl
    Die Entwicklung oder Weiterentwicklung des Mitgefühls
  • Wahrnehmung innerer Stille
    Übung zum Zugang zur inneren Stille
  • Erkundung des Inneren
    Es erfolgt eine Einführung und Übung in die wichtigen Methoden der Erkundung des Inneren mit der Methode der Erkundung
    und des Umganges mit Bewusstseinsverteilungen durch die Methode des Staubsaugers.

Dies ist eine Auswahl aus Fähigkeiten, die in unserer Kultur wenig genutzt werden.
Die Fähigkeiten sind zwar vorhanden und sind individuell unterschiedlich ausgeprägt, werden aber, wie viele andere auch, noch in und von dir weiterentwickelt werden können.

AUDIO:
MINDMAP:

5.4.0. Wenig genutzte Fähigkeiten weiterentwickeln

541 Meditieren anleiten

Anleitungen zum Meditieren

Da es viele Anleitungen zur Meditation gibt, beschränke ich mich jetzt hier auf das, was ich unter Meditation verstehe und in welchem Bezug Meditieren mit dem Lernprojekt im Zusammenhang steht.

Bevor du mit dem Meditieren beginnst, ist es wichtig, förderliche Bedingungen zu schaffen.
Eine förderliche Bedingung ist die Körperhaltung.
Es lohnt sich die Erfahrungen von tausenden von Jahren mit einzubeziehen und sich nicht einfach irgendwo hin zu legen und zu hoffen Meditation wird schon gelingen.

Körperhaltung
Du sitzt auf einer Sitzgelegenheit, auf einem Stuhl oder auf Sitzhöckern, außer du kannst im Schneidersitz sitzen oder im halben Schneidersitz, hast beide Beine auf dem Boden und das Rückgrat so gerade wie möglich. Das erreichst du dadurch, dass du dir vorstellst, du ziehst dich an den Haaren am Scheitel nach oben. Drücke weiterhin den Nacken am Hinterkopf nach oben. Dadurch sitzt du etwas gerade.
Dies ist anatomisch eine Haltung, die dich unterstützt länger präsent zu sein und zu bleiben, sonst bringt dich allein die schlecht passende Körperhaltung ständig aus dem Meditieren heraus.

Zu den förderlichen Bedingungen gehört auch eine Umgebung, in der du nicht ständig durch Telefon oder Fernsehen oder anderen Ablenkungen gestört wirst.

Eine Stetigkeit ist hilfreich, in der du dir einen Zeitrahmen setzt, und einen Ort, in dem du meditieren möchtest.

Es gibt unterschiedliche Formen von Meditation.

Den Atem beachten

Beachte:
wie dein Atem einfließt, ausfließt,
was du alles vom Körper her im Raum, genauer vom Körperbild aus im Raum wahrnimmst,
in welchen Bereichen bewegt sich dein Atem?

Alleine schon beim Atem zu bleiben ist eine Meditation.
Du brauchst nichts zu tun, hast nur darauf zu achten
wie du einatmest und
wie du ausatmest,
wie der (Impuls zum Einatmen) kommt,
wie der Impuls zum Ausatmen kommt.

Dann nimmst du deinen Bauch wahr,
dein Atem reicht bis zum Unterbauch,
du nimmst dort den Kraftraum wahr,
du bleibst dort mit der Wahrnehmung
während du weiter atmest.

Der Kraftraum ist der Bereich unterhalb des Bauchnabels, der Bereich des Unterbauchs. Du nimmst ihn wahr wie er ist und nicht, wie du meinst ihn wahrnehmen zu müssen. Du nimmst das, was da ist, auch wenn sich das verändert.

Der Kraftpunkt ist eine subtile Energieerfahrung.
Das kann ein Punkt sein,
das kann eine Bewegung sein,
eine kleine elektrische Entladung.

Du findest diese Erfahrung im Unterbauch,
du empfindest sie.
Sie erscheint.
Sie entwickelt sich,
du kannst sie nicht erzwingen.

Kraftraum und Kraftpunk sind Gegenstand von besonderen Übungen.

Eine weitere Form der Meditation ist die Phänomene zu betrachten, die Erscheinungen, die auftauchen,
wenn du an einem festgelegten Zeitpunkt einfach da sitzt, und
du an dies und das denkst,
an die Vergangenheit oder an die Zukunft denkst,
oder in dir Emotionen hoch kommen,
in dir Körperempfindungen hoch kommen,
du all das geschehen lässt,  nichts dazu oder dagegen tust
und du dadurch an nichts fest hältst, und nichts tust.
Die Phänomene haben die Möglichkeit aufzutauchen und sich wieder aufzulösen.

Eine weitere Form der Meditation ist die Konzentration verdichten.
Du merkst z.B., dass du im Kraftraum bist und betrachtest die Konzentration dort. Jedes Mal, wenn dein Atem kommt, lässt du etwas mehr Konzentration und Bewusstsein im Kraftraum. Dadurch vermehrst du die Bewusstseinsdichte.
Daher ist die Meditationsform Konzentration für dich eine weitere Form.

Du befindest dich vielleicht beim Meditieren zwischen zwei Polen. Entweder bist du noch zu hektisch und kannst die Aufmerksamkeit nicht zentrieren oder du bist zu müde und schläfst ein. Dann kannst du im ersten Fall dich auf den Atem konzentrieren und im zweiten Fall die Augen öffnen oder aufstehen.

Eine weitere Form der Meditation ist deinen Leib wahrzunehmen.
Du nimmst zuerst das Körperbild wahr und
dann nimmst du das Energiefeld wahr, das um den Körper herum ist
oder in deiner Wahrnehmung entsteht.
Du bleibst eine Weile dabei.
Du kannst dich dabei auch bewegen und dennoch dabeibleiben.

Die Meditation besteht darin, das Energiefeld um deinen Körper herum zu spüren, indem du bei der Wahrnehmung des Leibes bleibst ohne irgendwo anders hin abzuwandern.

Obwohl es bei allen Meditationen ganz normal ist, aus der Konzentration wieder rauszukommen und dich irgendwo anders wiederzufinden. Dass du plötzlich wahrnimmst „Ach, ich meditiere jetzt gar nicht“
Dann gehst du zurück zu der jeweiligen Form.

Zum Schluss noch eine Trainingsaufgabe, die du überall durchführen kannst.
Ich nenne sie den „spirituellen Snack“.

Nimm eine Schachtel Streichhölzer,
öffne sie,
hole jedes Streichholz einzeln heraus,
lege jedes Streichholz einzeln wieder hinein
schließe die Schachtel.
Führe diese Aufgabe durch,
ohne dabei zu denken,
ohne die Aufgabe zu erweitern
oder ohne die Aufgabe zu verkürzen.

Wenn du merkst, dass du eine der drei Bedingung verletzt, dann sammle dich und führe die Aufgabe erneut durch.

AUDIO:
MINDMAP:

5.4.1. Meditationsanleitungen

542 Der Wille der Persönlichkeit

Der Wille der Persönlichkeit

Wie unter der Einführung in den Willen (311) schon ausgeführt, wird im Alltagsverständnis kaum unterschieden zwischen dem Wollen als Motiv und dem Willen als Durchführung einer Handlung. Für die Durchführung des Programms ist der Einsatz des Willens aber unerlässlich.

Weiterhin wird hier der Wille der Persönlichkeit hinsichtlich der Steuerungsinstanz in zwei Formen unterschieden:

in den „persönlichkeitsgesteuerten“ Willen, bei dem die Fähigkeit des Willens durch die Persönlichkeit gesteuert wird, und das besonders durch den inneren Kritiker,
und in den persönlichen Willen, bei dem die Fähigkeit des Willens durch eine Seinsqualität, den individuellen oder auch „wahren“ Willen, gesteuert wird.

Du erkennst den persönlichkeitsgesteuerten Willen an folgenden Merkmalen:
es ist ein Ächzen dabei,
wenn es ein Bemühen dabei ist,
der Wille ist „hart“,
er wirkt auf Kosten deines Wohlbefindens.
Letztlich ist dieser persönlichkeitsgesteuerte Wille „falsch“, denn er führt dich nicht weiter. Er hält dich im Bereich der Persönlichkeit. Du kannst dich damit durchs Lernprogramm „durch-quälen“ anstatt den persönlichen Willen zu nutzen.

Damit du für die Teilnahme an diesem Programm deinen Willen in einer hilfreichen, in einer für dich nutzbringenden Weise einsetzen kannst, betrachte die Mindmap „Fahrplan einer Tat des Willens“. In dieser wird der Nutzen des Willens, des persönlichen Willens, erläutert. Die Darstellung beginnt oben rechts und folgt dann dem Uhrzeigerlauf.

Irgendetwas bewegt dich.
Diese Bewegung ist die Energie, dich überhaupt diesem Programm auszusetzen und das Programm durchführen zu wollen.
Ein Großteil dessen, was dich dazu bewegt, wird unbewusst sein, wird die Suche sein nach etwas, was du erahnst, spürst, was dir aber noch nicht bewusst ist.

In dem Augenblick, in dem du dich den Übungen, indem du dich den Beschreibungen dieses Lehrprogramms zuwendest und dieses auch akzeptierst, indem du damit arbeiten willst, ab dann wird deine Teilnahme zum Motiv
und du hast einen bewussten Teil an ihm, nämlich die Absicht,
in diesem Programm etwas auszuführen, etwas auszuprobieren und herauszufinden, wie und was es bei dir bewirkt.

Bevor du dich diesem Tun näherst, hast du dieses Programm irgendwie entdeckt. Du weißt, dass es einen Zweck darstellt,
du kannst es wahrnehmen, du kannst es fühlen, du kannst es erkennen.

Denn das Ziel des Programms ist ja genau ausgedrückt: „das ganze Selbst dein Leben bestimmen zu lassen“. Davon hast du jetzt eine Vorstellung und es berührt dich.

Da du vielleicht schon entschieden
hast an diesem Programm teilzunehmen, wirst du dich ihm öffnen und es wird für dich Sinn
machen, und du wirst erkannt haben, dass es mit dir zu tun hat, und dich weiterbringen kann.

Und du brauchst eine Einschätzung.
Du siehst den Umfang, du schätzt deine Möglichkeiten ein und beurteilst, ob die Teilnahme an diesem Programm für dich überhaupt realistisch ist.  Das beinhaltet deine Einschätzung.

Gleichzeitig besteht das Leben aus ganz vielen anderen Sachen. Du wirst abwägen,
ob du tatsächlich bereit bist, dich auf dieses Programm einzulassen. Du willst, dass du die Theorie wahrnimmst, du willst, dass du die Übungen machst.

Dies bedeutet gleichzeitig das Ablehnen anderer Tätigkeiten
oder das Zurückstellen anderer Ziele.
Es ist eine Wahl,
aber es bedeutet noch mehr.

Es beinhaltet deine Entscheidung.
Es hilft, wenn du dir diese Entscheidung deutlich machst indem du sie laut aussprichst,
indem du dich entscheidest, an diesem Programm teilzunehmen.

Damit diese Entscheidung noch endgültiger wird, bekräftigst
du diese und sagst laut:
ich habe mich bewusst entschieden, an diesem Programm teilzunehmen, und ich bekräftige hiermit, dass ich das tun werde.
Diese Bekräftigung geht an dein Unbewusstes,
und damit weiß auch das Unbewusste Bescheid, dass du dich jetzt entschieden hast.

Nachdem diese Schritte, diese Teilprozesse
ausgeführt sind, fängst du an zu planen,
welche Mittel du hast,
welche Zeit,
in welcher Phase deines Lebens
du das Programm nutzen kannst,
wie du die Umstände kontrollierst,
damit du das Programm auch für dich nutzen kannst.

Dann machst du dir aus all dem, was im Lernprogramm angeboten wird, ein eigenes Programm,
entscheidest,
wann und wo du die Übung machen willst.

Der Wille beginnt damit, dass er überwacht,
ob das, was du dir vorgenommen hast, das Programm, welches du zusammengestellt hast, auch durchführst
und wie du das durchführst.
Und immer wenn Blockaden
auftauchen oder Hindernisse
auftauchen, wenn du z.B. irgendwie in Zeitnot kommst, etwas anderes dazwischen kommt, dann ist der Wille ganz klar, ganz einfach, ganz leicht darin,
dass du dann eben ein Umweg
machst aber klar dein Ziel im Auge behältst.

Und wenn der Wille wirkt wird das Vorhaben „leicht“ gehen, auch wenn es nicht immer geradlinig geht. Und du wirst öfters Freude bei der Durchführung erleben.

Wenn du aber bei der Durchführung merkst, dass du dich mühen musst, dass es nur  mit ächzen geht und anstrengend wird, dann bist du nicht mehr beim Willen, dann bist du zumindest beim harten Willen, beim persönlichkeitsorientierten Willen.
Dann kann die Teilnahme an diesem Programm zu einer Qual werden, zu einer Überforderung, weil dann alle Abwehrmechanismen dich daran hindern, oder es zumindest versuchen.

Du kannst genauso gut auch jedes andere Thema, bei dem du etwas willst und bei dem du das nicht erreichst, nehmen, z.B. wenn du abnehmen willst oder eine Reise durchführen willst und es nicht tust. Dann kannst du all diese Schritte durchgehen und überprüfen, wo, an welcher Stelle es „hakt“. Überprüfe diese Schritte mit Hilfe der Mindmap indem du erkennst, ob du das Ziel wirklich erwogen hast, eine Realitätskontrolle vorgenommen hast, das Ziel der Mühe wert für dich war, und deine Auswahl nachvollziehbar.

Nutze die Mindmap um zu überprüfen, an welcher Stelle du nicht zum Durchführen deines Willens kommst.

AUDIO:
MINDMAP:

5.4.2. Der Wille der Persönlichkeit

MINDMAP:

5.4.2.a Fahrplan einer Willenshandlung

542b Übung:  Entwicklungsprojekt durchführen

Du kannst den Willen, den persönlichen Willen auch dazu nutzen, um ein Entwicklungsprojekt durchzuführen.
Entwicklungsprojekt heißt, dass du Fähigkeiten, die schon in dir sind, weiterentwickelst oder dass du an einem größeren Programm wie an diesem Lernprogramm teilnimmst. Dann arbeitest du nicht nur mit einer Anfangsmotivation, sondern auch mit Einsatz deines Willens und das bedeutet in der Regel dabei zu bleiben und mit allen Widerständen und Behinderungen oder Einschränkungen planvoll und kompetent umzugehen.

Mach dir bewusst, was du entwickeln willst und notiere dieses.

Nutze den Fahrplan einer Willenshandlung, um dir über die Umgebung des Entwicklungsprojekts klar zu werden
Motivation
Bereitschaft über den Einsatz der Mittel
konkurrierende Projekte

Notiere dir, wie du dich entwickeln willst
und dann gehe deinen Weg,
nutze den Weg und
achte darauf, wenn die Durchführung des Projektes schwer wird.

Hast du dann den persönlichen Willen nicht mehr benutzt und bist du zum persönlichkeitsgesteuerten Willen übergegangen?
Denn mit dem persönlichen Willen wird es leicht und freudig.

Benutze dann erneut den Fahrplan einer Willenshandlung zur Orientierung, damit du wieder an die Nutzung des persönlichen Willens kommst.

Wenn du dein Entwicklungsprojekt aufgeben oder verändern willst, dann mache es nur als bewusste Entscheidung, damit keine Reste in deinem Unterbewusstsein verbleiben.

Im Rahmen des Lernprojektes wirst du an keiner Stelle aufgefordert, etwas gegen deinen Willen zu tun.

Du wirst nur aufgefordert, dich immer wieder neu zu entscheiden.

AUDIO:
MINDMAP:

5.4.2.b Übung Entwicklungsprojekt durchführen

543 Der personale Wille

Der personale Wille

Unter „personaler Wille“ ist der Wille gemeint, der in der Person zur Wirkung kommt und nicht durch die Persönlichkeit eingeschränkt wird.

Dies ist der Wille, indem du alle Phasen, die im „Fahrplan einer Tat des Willens“ aufgeführt sind, bewusst durchgeführt hast und daher im Bewusstseinszustand der Person bist und nicht im Bewusstseinszustand der Persönlichkeit.

Du merkst es daran, dass du zentriert bist, präsent bist,
vielleicht auch im Kontakt mit deinem Kraftraum oder dem Kraftpunkt.
Und aus dieser Zentrierung, aus diesem anderen Bewusstseinszustand heraus, deinen Willen durchführst.
Du merkst es daran, dass der Wille klar ist, es leicht geht, auch wenn Widerstände,
Blockaden auftauchen, die sich zwischen dem Motiv und der Zielerreichung setzen.
Unbeirrbar gehst du deinen Weg. Es ist leicht. Du akzeptierst, dass du vielleicht Umwege machen musst, dein Ziel vielleicht etwas anders aussieht, als du geplant hast.
Das alles gehört mit dazu.

Dein Wille unterstützt und leitet die Durchführung deines Ziels, dessen, wozu du dich entschieden hast, deines Programms, deines Projekts. Und du merkst es daran, dass es leicht geht.
Dabei muss es nicht einfach sein, was du erreichen willst.
Es kann sein, dass die Zielerreichung erst in weiter Ferne liegt. Doch du bleibst am Ball, leicht aber nicht spielerisch, und bewusst, hartnäckig, ohne hart zu sein.

Und wann immer du merkst, dass es hart wird, dass Bemühen einsetzt, ein Ächzen entsteht, kannst du kontrollieren, ob du überhaupt noch beim personalen Willen bist.
Du kannst jederzeit zurückrutschen in den Hafen des falschen, persönlichkeitsgesteuerten Willens.

Dann brauchst du den Wechsel des Bewusstseinszustandes etwa dadurch, dass du nach innen gehst, dadurch Kontakt zu deinem Zentrum aufnimmst, in jeden Fall, dass du dich sammelst.
Und wenn es wieder leicht geht, die Durchführung sogar mit einer Freude verbunden ist, dann bist du wieder beim personalen Willen.

Damit sind bisher drei verschiedene Formen des Willens eingeführt:
der persönlichkeitsgesteuerte Wille, der vor allem durch den inneren Kritiker gesteuert wird,
der persönliche Wille, der durch die Seinsqualität des Willens gesteuert wird
und der personale Wille, der allein durch die Seinsqualität gesteuert wird.

Das sind alles sehr unterschiedliche Qualitäten der Fähigkeit des Willens.

AUDIO:
MINDMAP:

5.4.3. Der personale Wille

544 Der universale Wille

Der universale Wille

Dieser Wille kann nicht von dir bewirkt werden, der universale Wille wirkt durch dich.
Du kannst jedoch die Wirkung des universalen Willens spüren, wenn du weißt, worauf du zu achten hast. Doch zumeist kannst du erst im Nachhinein die Wirkung erkennen.

Die Übung besteht darin den universalen Willen wahrzunehmen.
Der universale Wille setzt in ganz bestimmten Situationen ein, in denen eine Überschreitung einer normalen Handlungsoption erforderlich wird oder erforderlich werden kann.

Beispiel Extremsituationen

Es gibt Situationen der Not, in denen deine Kräfte aufgebraucht sind und du trotzdem weiter machen musst bei dem, was für dein Wohlbefinden erforderlich ist. In einer solchen Situation kannst du spüren, dass dich etwas ergreift, von hinten unterstützt, so dass du das durchführen kannst, von dem du bisher der Meinung warst, wo deine Körpersignale dir sagen, dass du das eigentlich nicht durchführen kannst.

Beispiel Nothilfe

Der universale Wille setzt z.B. ein, wenn du in der Öffentlichkeit bei Verkehrsunfällen oder bei anderen Situationen vor der Entscheidung stehst, einzugreifen. Vielleicht gibt es etwas zu tun, was dir eklig und widerwärtig erscheint und es um Blut und Dreck geht. Du merkst plötzlich, dass du es durchführst, obwohl du es nicht tun kannst oder nicht tun willst.
Dann kannst du wieder hinein spüren: wirst du von etwas ergriffen, wirst du von etwas unterstützt? Und das, was du dann wahrnimmst, ist der universale Wille.

Im Volksmund sagt man dann auch, du „wächst über dich hinaus“ und das „ich“ ist das „ich“ der Persönlichkeit, mit der du sonst so vieles steuern kannst. Aber die Persönlichkeit ist zugleich auch voller Widerstände und voller Grenzen.

Der universale Wille kümmert sich nicht darum, wird nicht von den Widerständen und Grenzen der Persönlichkeit berührt. Du tust das, wovon du ergriffen wirst und führst es durch, auch wenn du es sonst nicht durchführen würdest.

Du kannst sein Wirken nicht erzwingen. Aber du kannst den universellen Willen willkommen heißen. Du kannst dich öffnen und der universelle Wille kann kommen wie ein Geschenk, wie ein Akt der Gnade. Denn der universelle Wille ist eine Seinsqualität.

Damit sind vier verschiedene Formen des Willens eingeführt.
der pesönlichkeitsgesteuerte Wille, der vor allem durch den inneren Kritiker gesteuert wird,
der persönliche Wille, der durch die Seinsqualität des Willens gesteuert wird,
der personale Wille, der allein durch Seinsqualität gesteuert wird,
und der universale Wille, auch eine Seinsqualität, die jedoch nicht von dir gesteuert werden kann, sondern dich ergreift und als ein Geschenk, als ein Akt der Gnade empfunden werden kann.

Das sind alles sehr unterschiedliche Qualitäten der Fähigkeit des Willens.

AUDIO:
MINDMAP:

5.4.4. Der universelle Wille

545-546 Der äußere und der innere Wert

Äußerer Wert

Der Wert eines Menschen ist ein sehr sensibler Bereich. Viele Menschen leiden darunter, dass sie sich nicht wertvoll genug fühlen. Und jede Zuwendung, die den Wert erhöht, erhöht gleichzeitig das Selbstwertgefühl.

Das äußere Selbstwertgefühl oder der von mir so genannte „äußere Wert“ kommt von außen. Er kommt zunächst von den Bezugspersonen, meistens den Eltern, und dann später, das ganze Leben hindurch, durch andere Menschen, durch Wertschätzung, Anerkennung und so weiter. Diese bezeichne ich als Wertgeber.

Da der innere Kritiker eine hauptsächlich innen angenommene Instanz der äußeren Beurteilung durch die Eltern, Bezugspersonen usw. ist, gelten für mich die Bewertungen des inneren Kritikers ebenfalls zu den äußeren Wertgebern.
Im Bereich der Wirtschaft ist Anerkennung das, was am meisten zählt und - wenn es daran mangelt - das, was die meisten Menschen beklagen, die zu geringe Anerkennung.

Wenn ein Mensch nicht genügend Wert erfährt, dann fühlt er sich wertvermindert, dadurch auch oft nicht liebenswert. Daher bleibt der Wert das ganze Leben lang eine äußerst wichtige Kategorie.

Von außen bekommen die meisten Menschen nicht genug Wert, nicht genug Wertschätzung, werden nicht genug wahrgenommen, nicht genug gespiegelt in ihrem Wert. Deshalb besteht bei vielen Menschen ein kontinuierlicher Mangel an Werterfahrung. Und jedes Mal, wenn die Ergänzung mit Wert nicht ausreicht leidet das Selbstwertgefühl. Und deshalb ist auf äußeren Wert nicht genug Verlass.

AUDIO:
MINDMAP:

5.4.5. Der äußere Wert

546 Innerer Wert

Es gilt daher, den inneren Wert wahrzunehmen, und als „wahr“, als „wirklich“, als „entscheidend“ zu erfahren. Der von mir so genannte „innere Wert“ definiere ich als etwas ganz anderes als den äußeren Wert. Der innere Wert entsteht, wenn du merkst, dass du „bist“. Der innere Wert ist ein Seinszustand und zugleich eine Fähigkeit, die du entwickeln kannst!

Jede Wahrnehmung, dass du „bist“, ist ein „innerer Wert“. Er führt dich zugleich in deine innere Welt.
Jedes Mal, wenn du dich selbst in deiner Tiefe, in deinem Wesen spürst, merkst du, dass das Erleben dieses Zustands ein innerer Wert ist. Du merkst es daran, dass dieser Zustand vollständig ist, dass du so, wie du gerade bist „vollständig“ bist.
Und dieser „innere Wert“ ist nicht von außen abhängig, kann im Vollzug nicht durch andere Menschen, oder den inneren Kritiker beeinflusst werden.

Jedes Mal, wenn du spürst, dass du „bist“. ist das ein Wert in sich. Es ist dein innerer Wert, unabhängig von außen. Er ist immer dann verfügbar, wenn du nach Innen gehst und dich spürst in welcher Weise, in welcher Form auch immer.

Innerer Wert wird nicht zugeführt, sondern entsteht bewusst, wird bewusst, wenn du spürst, dass du „du“ bist.

Viele der Übungen in diesem Abschnitt haben einen Bezug zum inneren Wert: das Spüren, Lauschen, Schauen, die Präsenz, den Kraftraum entstehen lassen, den Kraftpunkt entstehen lassen, Niederlassen, Erheben und Schreiten und viele andere werden dir bewusst machen, dass du bist.

AUDIO:
MINDMAP:

5.4.6. Der innere Wert

546a Übung Innerer Wert

Begebe dich in eine Übungshaltung, das heißt:
Setze dich hin
Spüre beide Füße auf dem Boden
Gehe nach Innen
Spüre dein Körperbild oder spüre deinen Leib

Und während du auf diese Weise mit deinem Inneren verbunden bist, frage dich, ob du eine äußere Bestätigung brauchst oder ob das was zur Zeit da ist ausreicht? Ist die Verbindung, die du spürst, für dich von Wert?

Vielleicht kannst du in dir die Qualität von innerem Wert entstehen lassen, indem du spürst, was gerade entsteht. Da kann entstehen, dass du dich getragen fühlst. Auch kann entstehen, dass du nicht eine bestimmte Qualität spürst, sondern dass du diese Qualität bist.

Wert ist eine bestimmte Form des Seins. Zunächst spürst du diese Form. Dann, wenn du beim Spüren bleibst und sich die Qualität in dir entfaltet, kann es sein, dass du diese Qualität (auch) bist.

Innerer Wert ist eine Qualität mit der verschiedene Gefühlsaspekte miteinander verbunden sein können: etwas Freude, etwas Zugehörigkeit, etwas Stärke und etwas Stabilität. Diese Gefühlsqualitäten können noch zusätzlich entstehen.
Die Hauptqualität des inneren Wertes ist für mich etwas Unverrückbares, etwas Kostbares. Und erst beim Hinspüren kannst du wahrnehmen, dass sie nicht von außen beeinflussbar ist.

AUDIO:
MINDMAP:

5.4.6.a Übung den inneren Wert entdecken

547 Mitgefühl

Mitgefühl

Im Alltag wird wenig unterschieden zwischen Mitgefühl und Mitleid.
Diese mangelnde Unterscheidung fördert Leiden und unterstützt weder dich selbst noch andere, die du vielleicht unterstützen möchtest. Was ist also der Unterschied?

Beispiel: Unterschied zwischen Mitleid und Mitgefühl

Stell dir vor, du trifft eine frühere oder sogar heutige Bezugsperson und diese erzählt dir von einem Zahnarztbesuch. Sie klagt darüber, wie weh es getan hat, wie schlecht die Praxis organisiert wurde, und wie lange sie warten musste.
Und während diese Person erzählt, stellst du dir das innerlich vor, erinnerst dich an ähnliche Situationen bei dir selbst, wirst vielleicht in eine emotionale Entführung hineingenommen, spürst vielleicht etwas vom Schmerz, und der Ungeduld des/der Anderen, fühlst dich wie in ähnlichen Situationen in deiner Vergangenheit schlecht behandelt, und schon bist du beim Mitleid.

Wenn du beim Mitleid bist, fängst du(an mit zu jammern, nur dadurch gibst du der anderen Person kein Mitgefühl sondern verstärkst nur das Problem, das die Person hat.

Eigentlich möchte diese Person Mitgefühl von dir haben und nicht Mitleid. Denn du erzählst deine eigene Story. Du bist auf deiner Seite, du bist zurückgezogen worden durch eine emotionale Entführung. Insofern bist du nicht hilfreich für die andere Person.

Was stattdessen erforderlich ist, ist Mitgefühl.
Beim Mitgefühl fühlst du zunächst einmal, wie es der Person, die dir etwas berichtet, gehen mag.
Du spürst dich in diese Person hinein, ohne an deine eigenen Sachen heranzugehen, an deine eigenen Erfahrungen. Und dann gibst du eine Rückmeldung aus deinem Herzen heraus. Vielleicht spürst du das im Herzbereich, das ist so der Brustbereich, wenn du etwas mitteilen möchtest.

Eine weitere deutliche Unterscheidung zwischen Mitgefühl und Mitleid ist: mit Mitleid reagierst du und bist nicht bei der anderen Person. Mit Mitgefühl antwortest du, das heißt: du beziehst dich auf die andere Person.

Dieses Umschalten von Mitleid auf Mitgefühl kannst du immer dann üben, wenn andere an dich herantreten und Mitgefühl, das ihnen gut tun würde von dir erwarten.

Das, was du oft selbst brauchst ist genauso Mitgefühl mit dir selbst, wie mit anderen.

Beispiel: Unterschied zwischen Selbstmitleid und Selbstmitgefühl

Vielleicht sitzt du jetzt mal selbst beim Zahnarzt, und es klappt mit der Organisation nicht, und es tut weh, und du hast Angst, hast Angst, dass der Zahn raus gebrochen wird, was auch immer.
Normalerweise würdest du mit Selbstmitleid reagieren wie: du wirst dir selber leidtun, dass du dich in einer solchen Situation befindest. Dadurch kommt zusätzlich zu dieser äußeren Beeinträchtigung durch den Zahnarztbesuch noch dein Mitleid, Selbstmitleid, mit hinzu. Das bedeutet: der Schaden wird verdoppelt.
Wenn du jetzt mit dir Mitgefühl hast, dann spürst du dich, wie du Schmerzen hast, wie du unruhig bist, wie du Angst hast. Das ist das deine momentane Erfahrung. Deshalb gibst du dir selber Mitgefühl.

Mitgefühl geben ist eine hohe Kunst, die im Bereich des Lernprogramms gut zu lernen ist und Selbstmitgefühl ist die Krönung dabei.

AUDIO:
MINDMAP:

5.4.7. Mitgefühl

548 Innere Stille entdecken

Innere Stille entdecken

Übungshaltung

Setze dich hin.
Nimm eine gerade Haltung ein.
Stelle beide Füße auf den Boden.

Atem

Nimm Kontakt mit deinem Atem auf.
Bleib mit einem Teil deines Bewusstseins bei der Wahrnehmung des Atems.
Atme ein und aus, achte auf die Pausen dazwischen.

Körper

Spüre welche Auswirkungen die Konzentration auf den Atem für deinen Körper hat: wirst du ruhiger? Setzt sich etwas?

Lauschen

Lausche auf das, was von außen kommt: die Geräusche, Töne, was auch immer.
Lasse das Außen, lasse die Töne und Geräusche erscheinen und wieder vergehen.

Wenn es dir hilft, schließe dabei die Augen.

Nimm mit dem Lauschen im Außen noch die Geräusche, die Töne, die du im Innern wahrnimmst, vielleicht das Knurren des Magens, das Pochen des Blutes, das Rauschen des Tinnitus, was auch immer, auf.
Innere und äußere Geräusche kommen und gehen, entstehen und lösen sich auf.
Und während du das Lauschen zulässt, ohne einzugreifen, ohne dabei zu verhaften, spüre, dass noch tiefer in dir etwas anderes entstehen kann das innere Stille genannt wird.

Innere Stille

Innere Stille kann entstehen wie ein Raum, der still ist, schwarz, warm, unbewegt, und mit einer besonderen Qualität. Diese ist in sich vollständig, sie entsteht und kann bleiben, solange das Bewusstsein die Wahrnehmung daranhält.

Diese innere Stille ist unabhängig von äußeren oder inneren Geräuschen.
Diese innere Stille ist da, sie erscheint, sie ist nicht veränderbar, genügt sich selbst, weil sie in sich vollständig ist.

Sie ist ständig da, wenn sie zugelassen wird. Denn sie ist eine Seinsqualität.

Je häufiger du die Übung machst, desto vertrauter wird sie dir, und desto öfter wird sie entstehen.

Mit viel Übung kannst du durchs Leben gehen und dabei mit der inneren Stille im Kontakt bleiben.

AUDIO:
MINDMAP:

5.4.8. Innere Stille entdecken

549 Die Erkundung des Inneren

Die Erkundung des Inneren

Du hast im Alltag viele Wege etwas zu erkunden, auch über dich selbst.
Die Methoden dazu hast du durch deine Kultur in dir aufgenommen, so z.B. über etwas zu grübeln, oder auch mehr zwanghaft einen Gedanken zu verfolgen.

Dennoch, eine systematische Erkundung des Inneren hast du auch in der Schule nicht gelernt.
Die Fähigkeiten zur Erkundung sind dennoch in dir angelegt. Sie sind nur wenig verbreitet.

Deshalb wird in diesem Abschnitt in zwei sehr machtvolle, sehr wirkungsvolle Weisen der inneren Erkundung oder „Methoden der Erkundung des Innern“ eingeführt.

Eine von der sokratischen Methode herkommende Methode wird „Erkundung“ genannt oder auch „Selbsterforschung“.

Eine weitere, verwandte Methode, wird „wiederholtes Fragen“ genannt.

Ich nenne obige Methode jedoch in diesem Zusammenhang den „Staubsauger“, weil durch sie in der hier verwandten Metapher viel „Bewusstseinsstaub“, der überall verbreitet ist, aufgesogen und dadurch einer bewussten Verarbeitung wieder zugänglich gemacht wird.

Für diese beiden Methoden gilt, auch das, was eigentlich für alle Methoden gilt: erst wenn sie häufig und kontrolliert angewandt und eingeübt werden, entfalten sie ihre volle Wirksamkeit.

AUDIO:
MINDMAP:

5.4.9. Die Erkundung des Inneren

549a Die Methode der Erkundung

Die Methode der Erkundung hat ein Anwendungsgebiet auf der Bewusstseinsebene der Persönlichkeit und ein Anwendungsgebiet auf den Bewusstseinsebenen der Person oder des Seins.

Anwendungsgebiet Persönlichkeit

Auf der Ebene der Persönlichkeit erkundest du einen Problembereich, erforscht du einen Problembereich und erhältst eine Auswahl an Informationen, die mehr oder weniger der Persönlichkeit zugänglich sind.

Beispiel:
Du fühlst dich in Gegenwart bestimmter Menschen gehemmt, in Gegenwart von anderen Menschen hingegen nicht.
Nun überlegst du dir, woran das liegen mag,
welche Eigenheiten haben diese Personen, in deren Gegenwart du gehemmt bist?
Mit etwas psychologischen Grundwissen fragst du dich vielleicht, ob diese Personen eine Ähnlichkeit haben mit Personen aus deiner Vergangenheit.
Du erforschst dich selbst einschließlich deiner Geschichte so gut sie dir zugängig ist.

Das ist ähnlich wie in einer Therapie oder wenn du ein Kriminalpolizist, eine Polizistin wärst, die herausbekommen wollen, wer dir etwas angetan hat.

Das Ziel der Erkundung auf der Ebene der Persönlichkeit ist also ein Problembereich.

Das Ziel der Erkundung auf der Ebene der Person oder des Seins hingegen ist offen für das, was du vorfindest, was sich wandelt.
Auf diese Weise kannst du neues Wissen darüber erhalten was dir im Bereich der Persönlichkeit nicht zugänglich war.
Du kannst während der Erkundung deinen Bewusstseinszustand ändern. Dafür muss die Erkundung offen sein und auch ein offenes Ende zulassen.

Wie findet nun eine Erkundung statt?

Allein
Wenn du alleine erkunden willst oder musst, dann kannst du das, was du erfährst, aufschreiben oder in ein Aufnahmegerät sprechen.

Mit Zeugen
Jedoch ein Zeuge, der dir während der Erkundung gegenübersitzt, unterstützt dich viel mehr. Hierzu muss der Zeuge bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Du brauchst den Zeugen als einen Spiegel. Er oder sie darf dir nicht durch nicken usw. das bestätigen, was du eh schon weißt.
Das bedeutet, du siehst entweder den Zeugen an, oder wenn du deine Augen geschlossenen hältst, nimmst du den Zeugen anders wahr. Der Zeuge äußert sich nie, ist nur da.
Der Zeuge bleibt ein unbeteiligter Zuhörer, denn du sollst bei der Erkundung das erfahren, was in dir abläuft und es nicht im Zwiegespräch mit dem Zeugen herausfinden.

Ungestörter Ort
Für die Erkundung braucht es einen ungestörten Ort, wo kein Telefon klingelt und so weiter.

Fester Zeitrahmen
Ihr macht vorher einen Zeitraum aus. Für eine Erkundung habt sich im Allgemeinen ein Zeitrahmen von 10 bis 40 Minuten als nützlich erwiesen, weniger oder mehr Zeit behindern eher den Prozess.

Vorgehensweise bei dir
Du wendest dich nach innen und nimmst wahr, was du dort wahrnimmst.
Du nimmst wahr, was dort im Augenblick ist, ohne etwas zu tun, ohne etwas daran zu ändern, ohne etwas abzuwehren.
Wenn z.B. Angst da ist, nimmst du die Angst wahr, nimmst die Angst wahr
wo du sie z.B. im Körper spürst,
welche Form sie hat, gleichgültig, ob das, was du wahrnimmst mit dem überein stimmt, was du gerne hättest oder nicht.

Du bleibst bei dem, verweilst bei dem, was ist, ohne das ändern zu wollen, bist aber offen für das, was geschieht.
Nach einer Weile wird sich das, was du wahrnimmst wandeln.
Sei  offen für die Wandlung, aber  erwarte keine Wandlung.
Du nimmst also wahr wenn sich etwas wandelt, um dann das wahrzunehmen, was jetzt ist.

Und im Laufe der Zeit können sich mehrere Wandlungen ereignen, unter anderem auch eine Wandlung deines Bewusstseinszustandes.
Du kannst plötzlich eine tiefe Leere spüren, oder dass sich ein Loch auftut und du in das Loch hineingezogen wirst, was auch immer.
Du bist offen für die Wandlung, folgst der Wandlung solange, bis die Zeit vorbei ist.

Bericht an den Zeugen
Und während des Prozesses der Erkundung berichtest du fortlaufend dem Zeugen, was sich in dir abspielt, was du wahrnimmst, immer dann, wenn sich etwas ändert.
Du brauchst auch nichts zu berichten. Nur: indem du das, was du wahrnimmst, aussprichst, vertieft sich deine Erfahrung von dem, was du wahrnimmst noch einmal.

Wenn deine Erkundung offen ist, und du keine Erwartungen hast, kannst du am besten offen sein für das, was geschieht.

Eigenes Beispiel:
Jetzt gebe ich ein Beispiel für eine Erkundung, indem ich selber offen und zieloffen schildere, was bei mir gerade geschieht.

“Ich sitze auf meinem Stuhl
ich spüre nach Innen
da gibt es noch etwas Raues im Hals, etwas Beißendes
und ich analysiere, das kann vom Kaffee kommen, den ich gerade zu mir genommen habe, das kann aber auch irgendetwas anderes sein,
spüre meinen Atem und wie dieser bis in den Unterbauch hinein geht,
wie ich im Unterbauch meinen Kraftraum spüre

hin zu einem Kern
und um den Kern herum so einen kleinen Bereich der sich im Unterbauch ausdehnt
so in der Größe eines Tennisballs, aber die Form ist anders, nicht direkt rund
und irgendwie interessiert mich dieser Ball,

dieses Ballähnliche drückt so ein bisschen gegen meinen Bauch
und weitet sich zu einem inneren Feld bis es den ganzen unteren Bauchraum umfasst.
Dieses Feld fühlt sich irgendwie so leer an, wie eine warme dunkle Leere
und da ist ein leichtes Pulsieren, so Richtung Bauchnabel
fast so, als ob ich dort ein Herzschlag spüre,
ich merke, wie sich mein Oberkörper mehr aufrichtet
es ist Raum zu spüren
das ist ein erfüllter, dichter, warmer Raum
das ganze Zimmer ist jetzt von diesem Raum gefüllt
von meinem Körper nehme ich noch meinen Rücken wahr
aber das Vorderteil meines Körpers hat sich aufgelöst
meine Brust ist weg
meine Bauchvorderseite ist weg
und so im Herzbereich kommt ein Gefühl,
das ist ein Gefühl von Freude, so eine ganz sanfte und ganz tiefe Freude
mit einem Hauch von Entzücken
und mit diesem Hauch von Entzücken breche ich jetzt diese Aufnahme ab,
breche ich jetzt diese Erkundung ab.“

Das, was ich eben beschrieben habe, ist das, was sich ereignet hat.
Ich habe das nicht beabsichtigt,
habe das nicht erwartet,
es hat sich ereignet
und ich war offen dafür
und ich habe diese Erfahrung willkommen geheißen.
Ich war an einzelnen Stellen, bei einzelnen Phasen der Erkundung daran interessiert,
an bestimmten Erscheinungen.

So z.B. wie dieses Feld, dieses Ballähnliche Gebilde sich im Bauch herausgebildet hat
und was für ein Gebilde das war, und wie sich das angefühlt hat.

Interesse und Neugier darf dich dann bei der Erkundung leiten, wenn es direkt aus dieser Erkundung herauskommt, sich in dem Augenblick ergibt, und nicht, wenn du das schon vor der Erkundung beabsichtigt hast.

Bemerkung:
Ich bin ein erfahrener Erkunder. Nimm dir nicht zum Ziel, automatisch meine Erkundung nachzuvollziehen.
Ich habe auch nicht gewusst, wie die Erkundung ablaufen würde.

AUDIO:
MINDMAP:

5.4.9.a Die Methode der Erkundung

549b Die Methode des Staubsaugens

Ich nenne diese Methode so, um darauf hinzuweisen was die Aufgabe dieser Methode ist: Staub zu saugen.

Die Aufgabe hier ist „Bewusstseinsstaub“ einzusammeln. Dieser ist überall verteilt und durch diese Methode zugänglicher, als durch andere Methoden.
Ich habe beim Begriff „staubsaugen“ das Bild vor Augen, wie die Düse des Staubsaugers auch aus einiger Entfernung Staubpartikel heranholt und durch den Luftzug einsaugt. Und genau so etwas macht die Methode Staubsaugen, in dem sie auch Informationen, Bewusstseinsanteile heransaugt, die nicht so unmittelbar zugängig sind, und sich nicht so direkt im Augenschein befinden.

Bei jeder Befragung kannst du antworten, gefragt ist jedoch nach der Reaktion deines gesamten Systems, nicht nur nach deinem Verstand. Wenn z.B. als Antwort ein „Rülpser“ kommt, dann ist dies auch eine gültige Antwort.
Du kommst durch Staubsaugen an Informationen, an die du nicht durch ein offen liegendes Reflektieren, sondern durch ein bewusstes Antworten kommen würdest.

Diese Methode ist in spirituellen Schulen verbreitet und wird dort als „Methode des wiederholten Fragens“ bezeichnet und eingesetzt.

Vorgehensweise

Zur Anwendung der Methode benötigst du einen Übungszusammenhang

Zeitrahmen: etwa 10 bis 15 Minuten pro Frage, Problem oder Thema

Setting:

- du sitzt der fragenden Person gegenüber
- sie stellt die Frage
- du beantwortest die Frage oder auch nicht,
- du reagierst mit deinem System, was auch immer hochkommt
- du bist offen für die Antworten aus deinem System, zum Beispiel:
– Körperempfindungen
– Gefühle
– Impulse
– Seinswahrnehmungen

- die fragende Person sagt jedes Mal wenn du geantwortet hast, „Danke“
- und stellt die gleiche Frage erneut, solange, bis die Zeit zu Ende ist.

Möglich ist auch: nach jeder Frage erfolgt ein Rollenwechsel und du stellst die Fragen.

Die Methode des Staubsaugens arbeitet mit paradoxen Fragen und Anweisungen.
Deren Formen sind unter anderen:

„was ist richtig daran …?“
„sag mir eine Weise wie du … fühlst“
„was beunruhigt dich an ...“
„was zieht dich an ...“
„sag mir deine Erfahrung von/mit ...“

Beispiel:

Problem: Du kannst morgens schlecht aufstehen.
Frage: „ was ist richtig daran, morgens schlecht aufstehen zu können?“.
Dies ist eine Negation, ausgedrückt durch das „nicht“
Die darauf anschließende Frage wäre
„sag mir eine Weise, wie du morgens schlecht aufstehen kannst“,
auch eine Negation, angezeigt durch die Art der Fragestellung.
Die dritte Frage geht zielt auf die positive Qualitäten, in diesem Fall, wenn du aufstehen könntest. Sie würde in diesem Beispiel lauten: „Sag mir eine Weise, wie du morgens aufstehst“.

Wichtig ist, dass es nicht auf eine logische, auf eine rationale Antwort ankommt, sondern auf eine Reaktion deines Systems, welche durch die Fragen in dir  hervorgerufen wird. Und diese Reaktion kann etwas ganz Unterschiedliches sein.

Ich nenne diesen Vorgang auch Popcorn Methode, weil deine Reaktion auf die Fragen so wie das Aufplatzen eines Popcorns in einer Popcornmaschine oder in einer Pfanne oder ähnlichem funktioniert.

Du weißt vorher nicht, welche Reaktionen aus dir herauskommen.
Du weißt nicht, wo das herkommt.
Du wartest auf irgendeine Reaktion.

Manchmal ist die Reaktion ein Gedanke, eine Argumentation. Es kann aber auch ein Körperzucken sein, eine Abwehr sein, z.B. der Ausdruck „Scheiße“, es kann ein Gefühl sein wie Traurigkeit, was auch immer.

Du antwortest auf diese Fragen einem Gegenüber. Dies Gegenüber kann eine Person sein. Es kann ein vorgestellter Zuhörer sein, es kann aber auch etwas unpersönliches sein, wie ein Spiegel oder wie eine Wand.

Wenn das Gegenüber eine Person ist, dann hört sich diese Person deine Antwort an, ohne Kommentar und Reaktion auf das von dir Geäußerte und sagt „Danke“, um dir für deinen Ausdruck zu danken, was auch immer da als Ausdruck kommt. Und stellt die Frage sofort erneut.

Diese Person nimmt keine Stellung zu deinem Geäußerten. Wenn du keine andere Person als Fragende zur Verfügung hast, stellst du dir selbst die noch offenen Fragen, so neutral wie möglich und schreibst dir die Antworten auf, so gut wie möglich.

Beispiele für Fragen und Anweisungen

Thema Eifersucht, usw.
1. Was ist richtig daran, eifersüchtig zu sein?
2. Sag mir eine Weise, wie du eifersüchtig bist.
3. Sag mir eine Weise, wie du auf Eifersucht verzichten kannst.

Thema Hass, Geiz usw.
1. Was zieht dich an, geizig zu sein?
2. Sag mir eine Weise, wie du geizig bist.
3. Sag mir eine Weise, wie du dem Geiz widerstehst.

Thema Gier
1. Was ist richtig daran, gierig zu sein
2. Sag mir eine Weise, wie du gierig bist
3. Sag mir eine Weise, wie du frei bist von Gier

Wie alle Methoden dieser Art bedarf auch die Methode des Staubsaugens der andauernden Übung, um besser zu werden.

AUDIO:
MINDMAP:

5.4.9.b Die Methode des Staubsaugens