Das Bewusstsein ausweiten

300 Übersicht

Übersicht: Das Bewusstsein ausweiten

Da das Lernprojekt auf ein durch das „ganze“ Selbst bestimmte Leben ausgerichtet wird, ist eine Erweiterung erforderlich. Es sind einige besondere Fähigkeiten zu entwickeln, besonders im Bereich der Wahrnehmung. Weiterhin sind Eigenschaften, die wir bisher gelernt haben, und die dem ganzen Selbst nicht entsprechen, abzulegen. Einige Gewohnheiten, die wir bisher in dem durch die Persönlichkeit bestimmten Leben gelernt haben, sind zu verändern bzw. zu beenden.  Ich nenne zunächst einen Bereich von Fähigkeiten, die wir noch nicht sehr intensiv entwickelt haben und benenne danach Bereiche der Konditionierung, die verändert werden sollten.
Wenn ich jetzt von „wir“ oder „dir“ spreche, meine ich einen angenommenen Durchschnitt der Bevölkerung. Einzelne Personen können jedoch ganz unterschiedlich entwickelt sein.

Ich beginne bei den neu zu entwickelnden Fähigkeiten beim „Willen“.
In der westlichen Kultur wurde bisher als praktikable Sonderform der „harte Wille“ entwickelt, vielleicht auch der geschickte Wille, damit wir im täglichen [Über]lebenskampf zurechtkommen, also „street smart“ sind. Der vollständige Wille wurde jedoch als Steuerungsinstanz noch wenig entwickelt. Im Übungsteil werden hierzu Übungs- und Entwicklungsprojekte angeboten: Übungsprojekte in denen der Wille geschult wird, Entwicklungsprojekte mit denen das Leben selber auf gewünschte Entwicklungen hin ausgerichtet wird.
Eine weiter Fähigkeit ist die „Innere Kraft“ Hiermit bist du bisher vermutlich wenig in Berührung gekommen. Du hast nur die körperliche Kraft genutzt und bist mit der Kraft des Seins wahrscheinlich wenig verbunden. Im Lernprogramm kannst du die Fähigkeit entwickeln, den Kraftpunkt und den Kraftraum in dir zu finden und zu nutzen.
Ein weiteres Beispiel im Bereich von wenig genutzten Fähigkeiten, die jedoch rudimentär schon entwickelt sind, ist das Mitgefühl anstelle des Mitleids. Mitgefühl ist eine besondere Qualität die wahrgenommen werden muss, und die auch eingeübt werden kann. Und dabei wird besonders das Mitgefühl mit dir selbst in deiner Auseinandersetzung mit dem inneren Kritiker wichtig.
Dann gehört zur Ausweitung des Selbst, das heißt zum Verlassen des durch Routinen geformten Gebiet, Entschiedenheit. Entschiedenheit kombiniert die Klarheit über deine Ziele und die Bereitschaft diesen zu folgen.
Ein erweiterter Bereich, der mit zu den besonderen Fähigkeiten gehört, ist die Wahrnehmung von innerer Stille.  Auch diese kannst du einüben.
„Nur Tätigkeiten“ nenne ich die Tätigkeiten, die nur durch eine Tätigkeit bestimmt sind und nicht durch die zusätzlich mögliche andauernde Reflexion und Bewertung dessen, was wir zusätzlich während der Tätigkeit machen. Diese Tätigkeit kennen wir manchmal beim Joggen.  „Nur-Tätigkeiten“ sind extra einzuüben, und gehören dann zum Seinsbereich.

In diesem gesamten Lehrgang findet eine Schulung des Bewusstseins statt. Bevor dein Bewusstsein geschult wird, muss es überhaupt erst mal erkannt werden und wahrgenommen werden. Dies geschieht durch die Frage, in welchem Bewusstseinszustand bin ich gerade? Bin ich bei der Präsenz, bin ich gelassen oder bin ich eingeschränkt, planvoll, oder in Routinen? Bin ich in Tagträumen und wie kann ich aus einem Bewusstseinszustand in einen anderen Bewusstseinszustand wechseln. Wie kann ich z.B. bei der Außenorientierung, bei der routinierten angestrengten Orientierung innehalten, nach innen gehen und alles sich im Innenbereich entfalten lassen. Wie halte ich es überhaupt erst aus, etwas sich entfalten und geschehen zu lassen, anstatt ständig etwas tun zu müssen.

Ein weiterer großer Bereich ist es, mit den bisherigen Konditionierungen umgehen zu können.  Ich erkläre in diesem Abschnitt den inneren Kritiker, die Konditionierungen durch die Emotionen und die Dynamiken, besonders die der Persönlichkeit.
Wir alle haben eine Instanz ausgebildet, den inneren Kritiker oder inneren Richter oder das Über-Ich. Diese Instanz hat auf der Persönlichkeitsebene bisher als Navi funktioniert. Das Über-Ich sagt uns, was wir gut machen und was wir schlecht machen. In der Metapher des Führerscheins: wo wir abbiegen müssen, wie die Straßenlage ist und so weiter. Der innere Kritiker ist aber ein veraltetes Navi, ein Navi mit einem veralteten Betriebssystem, das alle neuen Wege, alles, was sich im Sein ereignen kann, nicht wahrnehmen kann.  Es ist wichtig, den inneren Kritiker zu nutzen, sich aber davon nicht bestimmen zu lassen. Der innere Kritiker ist ein Navi mit frühkindlicher Programmierung. Sobald er die Weiterentwicklung behindert, ist er außer Kraft zu setzen und zwar wörtlich. Du kannst den inneren Kritiker daran erkennen, dass du einen Energieverlust erleidest, wenn er aktiv ist. Daher ist es wichtig, diese Energie für die weitergehende Entwicklung zu nutzen.
Ein weiterer Bereich ist die Steuerung durch Emotionen. Gefühle geben uns eine Rückmeldung darüber, wie es dem Organismus gerade geht. Emotionen sind Gefühle, die mit vorangegangenen Situationen, häufig sogar mit Situationen aus der frühen Kindheit, verbunden sind. Sie geben uns also Auskunft darüber, wie es uns früher ergangen ist und behindern damit eine richtige Einschätzung wie es uns im Moment, heute in diesem Augenblick geht. Wenn wir das ganze Selbst nutzen wollen, ist es wichtig unsere Emotionen heute – und auch von früher erkennen zu können. Dies aus vielfachen Gründen. Zunächst ist es wichtig Gefühle und Emotionen auseinander halten zu können, wenn etwa Gefühle als Feuermelder wirken. Reagiere ich auf eine Situation mit Wut, ein Feuermeldergefühl, dann ist es hilfreich zu wissen, ist dies ein Gefühl aus der Gegenwart, eine Bedrohung meines Organismus im Hier und Jetzt, oder meldet sich eine Emotion und weist auf eine frühere Situation hin. Gefühle und Emotionen können bewusst zum Erkennen von Hindernissen genutzt werden. Hierbei ist es wichtig, den Gefühlsanteil wahrzunehmen, das ist der Anteil der Emotion, der noch am ehesten im Hier und Jetzt verankert ist.
Ein weiterer Bereich ist das „Energiemanagement“. Dabei kann gelernt werden, die Energie der Gefühle aus den Emotionen herauszufiltern um sie für Heute Wichtiges und Neues nutzen zu können.
Viele Konditionierungen sind so verschachtelt in den Erinnerungen gespeichert, dass es schwierig ist, sie direkt zu erfahren. Um die Konditionierungen zu erkennen ist eine Methode hilfreich, die ich „Altes finden und umwandeln“ nenne. Die „Erkundung“ ist ebenfalls eine Methode in diesem Bereich.

Wenn ich Autofahren lerne ist das Umgehen mit Grenzen ein wichtiger Bestandteil. Es geht um Grenzen im Außen, in der Metapher also mit Straßenverhältnissen, anderen Verkehrsteilnehmern und so weiter. Aber es geht auch um Grenzen im Innern. Beide sind zu setzen und einzuhalten. Es gibt einmal die Muster, die Handlungsweisen, wie wir das vorher gemacht haben, aber auch neue oder geänderte Muster im Umgang mit dem ganzen Selbst sind erfahrbar und zu nutzen.
Mit zum Fahren lernen gehört auch, die inneren Dynamiken zu erkennen und mit ihnen geändert umgehen zu können. Wir alle kennen wahrscheinlich Teufelskreise, in denen wir immer wieder in etwas hineingeraten, in das wir nicht hineinwollen. Oder wir verlieren durch Aufschaukeln die Kontrolle und versuchen mit früheren Handlungsweisen Situationen zu lösen, die wir in jetzigen Zuständen nicht lösen können, ein Beispiel mag Eifersucht sein. Dynamiken sind Reaktionsketten, die früher einmal vielleicht hilfreich gewesen sind. Doch können sie uns jetzt, nachdem wir ein Programm der Bewusstseinserweiterung durchlaufen haben, nicht mehr weiterhelfen.
Zu den Dynamiken gehören auch die emotionalen Entführungen.  Wir befinden uns plötzlich in einer Situation, die uns an irgendetwas von früher erinnert, oft an Situationen aus der frühen Kindheit. Wir werden „entführt“ weil wir versuchen, diese mit frühkindlichen Handlungsmustern zu bewältigen, was in der heutigen Zeit unangemessen ist und deshalb nicht funktioniert. Daher ist es erforderlich, emotionale Entführungen erkennen und außer Kraft setzen zu können.
Gefühle geben uns ja immer einen Hinweis darüber, wie der Organismus sich selbst einschätzt im Verhältnis zu seiner Umwelt. Gefühle geben uns etwa einen Hinweis, dass etwas zu tun ist.  Wenn z.B. Wut aufkommt, ist das ein Hinweis, dass wir an irgendeiner Grenze sind, und mit dieser Grenze umgehen müssen. Wenn Traurigkeit aufkommt ist das ein Gefühl, das uns daran erinnert, dass wir irgendetwas verloren haben. Wenn wir ängstlich werden, ist das ein Zeichen, dass der Organismus die Situation so einschätzt, dass er bedroht ist und es einer Handlung bedarf.

Zu den Verkehrsregeln gehört auch, dass wir Muster in uns erkennen und Identitäten erkennen. Aber nicht nur erkennen, sondern auch einschätzen können, inwieweit Sie uns auf unserem Lernweg unterstützen oder ihn behindern. Jeder kennt Menschen, die Regeln vergessen, Teilnehmer, die sich nicht an Verkehrsregeln halten, weil sie sie nicht verstehen oder weil ihre Identität ihnen sagt, dass sie sich nicht daranhalten müssen.  Wenn also eine Identität nicht mit den Verkehrsregeln in Übereinstimmung zu bringen ist, ist diese Identifikation zu lösen.

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301 Die Ausweitung des Bewusstseins als neue Herausforderung

Die Ausweitung des Bewusstseins als neue Herausforderung

Geht es um das Fahren lernen im normalen Straßenverkehr, benutzen wir viele Fähigkeiten und viele Wahrnehmungsmuster, die uns vom Radfahren her gewohnt sind, die wir als Fußgänger gelernt haben, die uns als Mitfahrer bekannt sind. Das heißt, wir verfügen über eine ganze Breite von Fertigkeiten, Fähigkeiten und Kompetenzen. Was ist anders beim Fahren lernen für den Führerschein für ein durch das ganze Selbst bestimmte Leben? Da ist zunächst ein Fahren zu lernen, in dem vieles bisher Gelernte verwendet aber anders ausgerichtet wird. Die neue Herausforderung ist vergleichbar mit dem Eltern sein. Bevor du Eltern wirst, dieser Vergleich ist leider nur für die LeserInnen relevant, die Eltern sind, und die diesen Übergang miterlebt haben. Bevor du Eltern bist, verfügst du über viele Vorstellungen darüber, wie das ist, Eltern zu sein. Dennoch, wenn das dann anfängt mit dem Eltern sein, ist das so, als hättest du kaum Vorstellung davon gehabt, als wäre das alles gar nicht so. Du kannst dir eben gar nicht vorstellen, dass du für ein Wesen den ganzen Tag verantwortlich bist - und dass dieses Wesen außerdem auch noch eigene Meinungen und Standpunkte entwickelt. Das heißt: es werden viele Tätigkeiten umgestellt, umstrukturiert, damit du einigermaßen Eltern sein kannst. Du hast wahrscheinlich vorher nicht füttern gelernt, und nicht windeln.

Vergleichbar ist das Fahren lernen nach dem Lernprogramm. Du hast dich vermutlich fast ausschließlich im Bereich der Persönlichkeit bewegt, wo du nicht die Persönlichkeit „fährst“, sondern wo die Persönlichkeit dich „fährt“. Du brauchst also übergeordnete Fähigkeiten, um im ganzen Selbst eigenständig fahren zu können. Deshalb wird dir der bisher schon bekannte Bereich von Persönlichkeit, von Konditionierung und so weiter neu bewusst gemacht. Jetzt jedoch unter der Perspektive was du brauchst, um dich im ganzen Selbst bewegen zu können.

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302 Der Umgang mit sich selbst

Der Umgang mit sich selbst

Einige Menschen haben schon Erfahrung im Umgang mit sich selbst. Für die meisten Menschen in unserem Kulturkreis ist dies aber ein ganz und gar fremdes Gebiet. Der bisherige Umgang mit sich selbst ist von der humanistischen Psychologie oder der humanistischen Pädagogik beeinflusst und bezog sich fast ausschließlich auf das Selbst der Persönlichkeit. In der Gestaltarbeit konntest du z.B. verschiedene Rollen gegenüber deinen inneren Prozessen einnehmen. Im Rahmen des neurolinguistischen Programmierens NLP wurde dir deutlich, wie sehr deine Gewohnheiten im Training deiner Sinne, im Einsatz deiner Sinne, Auswirkungen auf das hatten, was du angestrebt hast. Im Rahmen der Körperarbeit wurde dein Selbst in Ruhe gelassen, während du an Verspannungen gearbeitet hast.

Im Rahmen des Lernprogramms ist die erste Frage beim Umgang mit sich selbst, um welches Selbst handelt es sich. Da kommt entweder das Selbst des Körpers, der Leib, die Persönlichkeit, die ungeformte Seele oder die Person und das Sein in den Fokus, weil du überall ein Selbst wahrnehmen kannst, ein Selbst sein kannst. Dies kann also eine deutliche Ausweitung gegenüber dem normalen Umgang mit üblicherweise einem Selbst sein.
Welche Motivation willst du hierbei einsetzen? Ich unterscheide Druck-Motivation und Zug-Motivation. Bei der Druck-Motivation meinst du, du müsstest mit dir umgehen, damit du irgendwie besser wirst, dass du irgendetwas reparieren musst, was dir oder anderen auffällt oder schmerzt. Vielleicht möchtest du ruhiger werden und nicht immer gleich auffahren. Deine Motivation wird gesteuert und auch hervorgerufen durch dein Über-Ich, durch deinen inneren Kritiker, der dir sagt, du bist noch nicht so wie du sein sollst oder du müsstest dich in bestimmten Bereichen verbessern. Letztlich eiferst du mit dieser Motivation einem idealen Selbstbild nach, wie du eigentlich werden solltest und dass du eben noch nicht ganz bist oder überhaupt noch nicht bist. Du versuchst dieses ideale Selbstbild zu erreichen oder ihm zumindest näherzukommen, ohne zu hinterfragen, was ist das überhaupt für ein ideales Selbstbild? Ist das für mich und meine Situation realistisch, was sind die Mühen, die ich dafür erbringen muss. Es kann sein, dass du mit einer Druck-Motivation das Lernprogramm beginnst. Ich empfehle dir in diesem Fall entweder mit dem Programm aufzuhören oder nachzuspüren, ob du noch eine zusätzliche Motivation zur Verfügung hast; ob etwas dich zu dem ganzen Selbst hinzieht, ob du noch irgendeine Sehnsucht hast, die nicht erfüllt ist. Denn bei der Zug-Motivation kann es sein, dass die ungebundene Seele, die Person, dich zieht, wie bewusst auch immer, und du dem durch das Lernprogramm näherkommen willst. Es kann auch sein, dass dich etwas in die Unendlichkeit zieht, dass du Wahrnehmungen vom Sein hast, und die dich irgendwie nicht loslassen. Dann willst du mit Hilfe dieses Programms oder auch auf anderen Wegen Umgang mit dem Selbst des Seins haben.
Oft wird es so sein, dass du mehrere Motivationen hast, dass da Druck-Motivationen sind aber auch Zug-Motivationen. Und dann kann dir die Auseinandersetzung mit den Übungen helfen klar zu bekommen, was dir was wert ist im Umgang mit welchem Selbst.

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310 Besondere Fähigkeiten entwickeln

310 Besondere Fähigkeiten entwickeln

Unsere Entwicklungsbreite als Menschen ist enorm. Wir haben so viele Fähigkeiten, die jedoch nicht alle und erst recht nicht gleichmäßig und gleichzeitig entwickelt werden oder uns zur Verfügung stehen. Damit eine Fähigkeit entwickelt wird, braucht es einen Anreizhorizont, eine Umgebung, in der diese Fähigkeit wahrgenommen wird, von für uns wichtige Personen oder Institutionen gespiegelt wird und dies vor allem positiv. Wenn das noch dazu zur richtigen Zeit im Lebensalter geschieht, dann sind die optimalen Bedingungen für die Entwicklung der jeweiligen Fähigkeit vorhanden. Diese Fähigkeit wird sich häufig außerordentlich entfalten im Zusammenwirken von der Entwicklung, die durch unseren Organismus angelegt ist, und den Lernprozessen die der Lernende durchläuft. Dieser Zusammenhang ist bei Leistungssportlern, und bei Musikern usw. bekannt. Vielleicht ist dieser Zusammenhang von Entwicklung und Lernen dir selbst nicht so sehr bewusst. Gibt es Fähigkeiten die du ausgebildet hast und bis zu welchen Grad?

Ich habe hier für das Lernprogramm besondere Fähigkeiten zusammengestellt, die für den außerordentlich hilfreich sind. Hierzu gehört die Ausweitung der Liebe, des Willens, der inneren Kraft, des inneren Wertes, der Entschiedenheit, der inneren Stille und auch der Nur-Tätigkeiten, wie ich sie nenne.

Ich weiß nicht, inwieweit du diese Fähigkeiten entwickelt hast. Aber vielleicht regt dich diese Aufzählung an, bei dir selber nachzuschauen, nachzuspüren, wie weit du eine oder mehrere dieser Fähigkeiten bisher selbst entwickelt hast.
In diesem Kapitel werden diese Fähigkeiten beschrieben, im Kapitel 4 stelle ich das Erfordernis dieser Fähigkeiten für das Lernprogramm heraus und im Kapitel 5 findest du Übungen für die meisten dieser Fähigkeiten.

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311 Liebe

Liebe ist ein Grundbestandteil unserer Wirklichkeit. Sie muss jedoch von dem Individuum wahrgenommen werden können und hierin haben die meisten Menschen sehr unterschiedliche Fähigkeiten. Die Fähigkeit zur Wahrnehmung und zum Ausdruck von Liebe ist sehr unterschiedlich ausgebildet. Im westlichen Kulturkreis wird die Liebe im Zusammenhang mit der Persönlichkeit entwickelt, und das bedeutet, dass die Liebe selten frei fließen kann. Dies sowohl in unserer Wahrnehmung als auch im Ausdruck, weil Liebe zumeist bedingt vorkommt. Kinder, besonders junge Kinder, sind oft noch mit grenzenloser Liebe erfüllt, besonders gegenüber den Bezugspersonen, meistens gegenüber ihren Eltern. Und sie lernen gerade im Kontakt mit ihnen, dass ihre Liebe nur dann gespiegelt wird, und sie nur dann Liebe erhalten, wenn sie sich entsprechend den Vorstellungen der Bezugspersonen verhalten. Das Kind wird geliebt, wenn es „artig“ ist, nicht weil es „ist“. Das Kind passt sich oft freiwillig an, oder wird von außen angepasst. Wenn das Kind Widerstand gegen die Vorstellungen oder Anweisungen leistet, wird es oft sofort weniger geliebt.

Der freie Fluss der Liebe wird kanalisiert in ein „mögen“, in ein „wollen“.  Liebe ist zwar in Filmen, in Romanen, in Boulevardzeitungen, in Ratgebern, ein großes Thema. Die Erfüllung durch Liebe und in der Liebe bleibt jedoch meistens mangelhaft. Denn die unbedingte Liebe ist frei fließend, diese Liebe gibt nur, akzeptiert nur. Sie erscheint deshalb für viele Menschen nur z. B. im Erleben von Ausnahmesituationen, im Stadium der Verliebtheit oder bei bestimmten Kontakten. Es bleiben eben Ausnahmesituationen und es ist nicht der dauernde Kontakt zur Liebe da, während wir eigentlich in Liebe schwimmen, Liebe sind.

Liebe ist die Wahrnehmung einer bestimmten Energie, die den ganzen Menschen umfasst, die das ganze Selbst umfasst.
Liebe ist die Sehnsucht der Seele und Liebe wird durch die Persönlichkeit eher abgewiesen. Denn die Persönlichkeit hat Angst sich selbst in einer frei fließenden Liebe zu verlieren. Du in deinem Selbst als Persönlichkeit hast Angst deiner Liebe zu folgen, denn wer weiß, wo sie dich hinführt.
Liebe als Fähigkeit, ist die Fähigkeit Liebe zu erkennen, Liebe zuzulassen, Liebe auszudrücken, also die Fähigkeit des Umgangs mit Liebe.

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312 Übersicht über die Arten des Willens

Der Wille ist eine Fähigkeit, über deren genauer Ausformung in der westlichen Kultur wenig Wissen und wenig Einigkeit besteht, die sogar in den 30ziger Jahren des 20.Jahrhunderts aus der Psychologie als Wissenschaft „exkommuniziert“ wurde. Der Wille ist eine Seinsqualität.
Derzeit wird der Wille zumeist mit dem harten, auch viktorianischen Willen genannten Willen gleichgesetzt. Wir treiben uns voran, wir zwingen uns Sachen zu tun, Projekte zu verfolgen. Der Vollzug des Zwanges ist oft hart, meistens erschöpfend.

Im Verständnis des Lernprogramms ist dies jedoch nicht der Wille, sondern ein Zwangsverhalten, eine Konditionierung. Wir werden dabei durch innere Ansprüche und mithilfe des inneren Kritikers vorangetrieben.
Der Wille ist hingegen eine Fähigkeit, eine Steuerungsfähigkeit. Der so verstandene Wille bringt uns von Punkt A zu Punkt B. Er wird auf dem Weg mit Schwierigkeiten fertig, ist flexibel, psychisch nicht anstrengend, sondern eher leicht, und ist während der Ausübung mit einem Gefühl von Freude oder Erfüllung verbunden.
Diesen Willen, diese Ausformung dieses Willens, brauchen wir im Lernprojekt, um von A nach B zu kommen, um die vielfachen Schwierigkeiten zu meistern, um die Leichtigkeit und die Freude nicht zu verlieren.

Im Mindmap „Fahrplan einer Willenshandlung“ wird das komplexe Zusammenwirken von Prozessen dargestellt, die das Erstehen des Willens erst ermöglichen, und die den Einsatz des Willens erst ermöglichen. Im „Willensausformungen“ werden die verschiedenen Prozesse aufgeführt, denen du bei der Ausübung des Willens begegnen kannst und die den Ruf des Willens beschädigt haben.

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312a Fahrplan einer Willenshandlung

Eine Willenshandlung, eine Tat des Willens, wie geht das eigentlich? Im Folgenden beziehe ich mich auf die beiliegende Mindmap von oben links nach oben rechts fortschreitend.
Zunächst ist eine Energie im Körper vorhanden, die zu einer Bewegung drängt, entweder unbewusst als Drang oder bewusst als Absicht.  Beides, sowohl der Drang wie die Absicht gehören zur Gruppe der Motive. Wir wollen etwas, und dieses etwas wollen, also das Motiv, wird im Alltagsverständnis mit dem Willen verwechselt.  Wir verwechseln das Motiv mit der Ausführung der Handlung. Deshalb funktionieren die meisten der auf diese Weise zustande gekommenen Willenshandlungen gar nicht. „Wir kennen dieses Resultat und beschwichtigen uns mit: Ich hatte mir noch so viel vorgenommen“.

Der Zweck der Handlung wird wahrgenommen, gefühlt, erkannt. Wenn er noch verhältnismäßig undeutlich ist, wird er dann nicht zu einer Willenshandlung führen, sondern nur zu einer Absicht. Der Zweck kann sich aber auch in einem Ziel konkretisieren, ich stell mir etwas vor. Dann bewerte ich das Ziel, ob es der Mühe wert ist. Diese Bewertung ist wichtiger Teil des Prozesses.
Wenn das Ziel nicht einen Traum erfüllen soll, nicht von vornherein eine Fantasie sein soll, bedeutet das, dass das Ziel einer Realitätskontrolle unterliegt. Ich erwäge, ob ich dieses Ziel durchführen kann, ob es mir auch erwünscht ist, welche Folgen es hat. Dann vergleiche ich es mit konkurrierenden Zielen. Manchmal geht der Prozess aber auch ohne Erwägung vonstatten und dann ist es ein Spiel des Zufalls, ob sich die Willenshandlung überhaupt vollziehen kann oder ob es überhaupt für mich sinnvoll ist.
Habe ich endlich erwogen, den Willen einzusetzen, dann kann es zur Entscheidung kommen. Meistens jedoch denke ich nicht bewusst daran, den Willen einzusetzen, sondern ich will nur etwas erreichen. Wenn ich etwas gewählt habe, kann ich das noch abwählen, zurückstellen. Ich kann unterschiedlich damit umgehen. Das ist der Entscheidungsprozess. Viele kennen das. Dass es oft bei vielen Absichten bleibt, weil nicht entschieden wird.
Damit der Wille als eine besondere universale Kraft überhaupt wirksam werden kann, ist also eine Entscheidung erforderlich. D.h. ich muss mich wirklich bewusst entscheiden.
Zusätzlich: damit diese Entscheidung dann auch wirksam wird braucht es eine Bekräftigung.
Dann erst beginnt die wirkliche Tat des Willens.
Im weiteren Verlauf der Willenshandlung kommt dann die Phase der Durchführung bis zum Ziel. Die Durchführung ist nur eine Frage des Einsatzes der Mittel, der Phasen, der Zeit, der Umstände, dessen, was ich in dem Moment zur Verfügung habe.
Der Wille ist zudem die Instanz, die diese Durchführung überwacht, die die Reihenfolge der Mittel vornimmt, da fast immer ein ständiges Anpassen der Mittel notwendig ist.
Je nachdem welcher Wille eingesetzt wird, welche Ausprägung des Willens benutzt wird, werden Unterschiede sichtbar, wird mit Blockaden, etwa Widerständen, die zwischen der Absicht und der Zielerreichung auftauchen, unterschiedlich umgegangen werden.
Ist der wirkliche Wille wirksam, geht es ganz leicht, „so wie geschmiert“, weil wenn Blockaden auftauchen, sie umgangen werden.
Der Wille hört erst dann auf, wenn das Ziel erreicht ist oder wenn eine neue Entscheidung die alte ersetzt.
Die Willenshandlung kann nur und jederzeit durch eine neue Entscheidung verändert oder beendet werden.

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MINDMAP:

3.1.2.a Wille - Fahrplan einer Willenshandlung

312b Ausprägungen des Willens

Der Wille ist eine Seinsqualität. Er kommt jedoch in den verschiedenen Bewusstseinszuständen des Selbst in ganz unterschiedlichen Formen vor. Ich stelle hier mehrere traditionelle Ausprägungen des Willens vor.
Am vertrautesten ist uns der Wille im Bewusstseinszustand der Persönlichkeit, obwohl dies zumeist nicht der Wille ist, sondern die Inanspruchnahme des Über-Ichs, des inneren Kritikers. Dort wirst du ihn als Antreiber wahrnehmen, der dich von Punkt B zu Punkt C kommen lässt. Diese Instanz der Persönlichkeit, dieser auch Willen genannte Antreiber, wird auch der viktorianische Wille genannt, weil das diese Härte war, mit dem die die Engländer des viktorianischen Zeitalters ihr Empire gegründet haben, andere Völker unterwarfen und auch sich selbst unterworfen und gezügelt haben, mit ihren inneren und äußeren Ausbeutungsmechanismen. Heutzutage wird diese Willensform z.B. ebenfalls benutzt, um die Kapitalrendite zu erhöhen, dies um jeden Preis, und hart gegen sich selbst und andere. Im Kern ist dieser Wille das Ausführungsorgan für die um ihre Existenz kämpfende Persönlichkeit.
Der persönlichkeitsorientierte Wille wird, wie schon erwähnt, durch den inneren Kritiker gelenkt mit einem Tunnelblick, das heißt das Ziel muss um jeden Preis erreicht werden, koste was es wolle, ohne Rücksicht darauf, ob wir ein vielfach vernetztes Lebewesen sind. Der persönlichkeitsorientierte Wille kommt auch vor im geschickten Willen. Darunter wird die Durchsetzungsfähigkeit bei Menschen die „bauernschlau“ sind gefasst, und auch die Überredungskünste des Verkäufers. Alle drei Erscheinungsformen verbindet, dass bei ihnen der Zweck die Mittel heiligt.
Der persönlichkeitsorientierte Wille unterscheidet sich von dem personen-orientierten Willen, der frei von den Problemen der Persönlichkeit ist. Dieser fühlt sich leicht an und ist mit einem Gefühl der Freude verbunden. Unter dem Begriff personenorientiert fasse ich auch den guten Willen, den Willen Gutes zu tun, etwas für die Gemeinschaft zu tun, oft auch selbstloser Wille genannt.
Weiterhin wird im Lernprogramm auch noch der universale Willen behandelt. Dieser Wille unterstützt Andere unabhängig von deren Persönlichkeit oder von deren Person. Seine Quelle ist das Sein. Er kann nicht durch irgendwen oder irgendwas veranlasst oder gesteuert werden, sondern dieser Wille geschieht. Er ist dir oft wahrnehmbar, als ob du eine Unterstützung von hinten erhältst, fast so, als ob du von hinten geschoben wirst, während du den Weg von A nach B zurücklegst.

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313 Innere Kraft

Die innere Kraft, auch innere Stärke genannt, ist eine Fähigkeit über die Menschen in einem höchst unterschiedlichen Maße verfügen. Bekannt ist die äußere Kraft, die Kraft der Muskeln des Körpers. Und diese Kraft war es, die oft in der Kindheit, in der Jugend gezählt hat, in der Auseinandersetzung mit anderen, im Bestehen in der äußeren Welt. Diese Kraft wurde positiv gespiegelt und die, die dort nicht mithalten konnten, wurden Schwächlinge genannt.  Auch heute ist diese äußere Kraft noch sehr hoch angesehen, wie man im Leistungssport z.B. bei Fußballspielern wahrnehmen kann.
Doch was ist die innere Kraft, die innere Stärke? Sie ist eine Seinsqualität. Viele Menschen, die diese innere Kraft entwickelt haben, machen nach außen den Eindruck, als ruhten sie in sich selbst. Dieser Eindruck täuscht nicht, denn die innere Kraft, die innere Stärke kannst du wahrnehmen, wenn du dich mit dir selbst verbunden fühlst, indem du in dir ruhst und von Kraft und Stärke erfüllt bist. Da die innere Kraft, die innere Stärke, eine Seinsqualität ist, brauchst du sie nicht zu suchen sondern nur den verlorenen Zugang zu ihr wieder gewinnen.
Dazu habe ich eine Übung bereitgestellt, mit der du den Kraftpunkt und den Kraftraum (532) in dir  finden kannst. Diese werden schon seit Jahrtausenden genutzt und durch die Übung wird dir dieser Zugang wieder ermöglicht.
Die Übung Niederlassen, Erheben und Schreiten wurde ebenfalls entwickelt, um dir den Zugang wieder erlernen zu lassen, mit dem versehen du bist.

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314 Innerer Wert

Als kleine Kinder waren wir oft noch mit dem inneren Wert verbunden. Dieser wurde von unseren Bezugspersonen oft nicht wahrgenommen und dir daher auch nicht gespiegelt. Zugleich waren wir in einem Umfeld, wo uns äußerer Wert als Anerkennung, als Lob angeboten wurde, und als Tadel oder Abwertung verweigert wurde. So konzentrierten wir uns als Kinder allmählich auf der Suche nach Wert auf den äußeren Wert.

Innerer Wert ist ebenfalls eine Seinsqualität wie innere Kraft, die wir deshalb haben, weil wir sind. Der innere Wert ist unabhängig von irgendeiner positiven Bestätigung oder mangelnder Bestätigung von außen. Und Außen heißt hier auch von der Bestätigung von dem inneren Kritiker, vom Über-Ich.
Es geht bei der Entwicklung dieser Fähigkeit also wiederum darum, den Zugang zum inneren Wert erneut zu lernen. Es ist also ein wieder-erlernbarer-Prozess. Zunächst ist der innere Wert als real anzunehmen, was oft so schwerfällt, da wir so sehr auf den äußeren Wert ausgerichtet sind.  Dann kann sich durch mein immer stärkeres Bewusstwerden meines inneren Wertes, meine Wertwahrnehmung allmählich verschieben vom äußeren Wert hin zum inneren Wert.
Dies ist mein Ziel für das Lernprojekt weil häufig nur der Wert  einer Persönlichkeit in unserer Kultur anerkannt wird, und dies ist dazu nur ein äußerer Wert, der vergeben wird, aber auch entzogen werden kann und deshalb für viele Konfliktfälle kaum oder nicht ausreicht.
Deshalb kommt die Übung zum inneren Wert auch schon bei den Kostproben vor, gleich zu Beginn des Übungsteils.

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315 Mitgefühl

Das Mitgefühl, auch Empathie genannt, ist ebenfalls eine Seinsqualität, also etwas, was wir sind.
Und wir können es bei kleinen Kindern schon beobachten, dass diese mitfühlend sind, ohne es bewusst gelernt zu haben. Im Verlauf der Sozialisation und auch durch mangelnde Spiegelung durch die Bezugspersonen ist der Zugang zum Mitgefühl in unserer Kultur eher eingeschränkt und mehr und mehr durch die Fähigkeit zum Mitleid ersetzt.
Mitleid ist ein Gefühl auf der Ebene der Persönlichkeit. Mitgefühl ist eine Form der Liebe. Sie fließt zu dem Objekt des Mitgefühls. Mitgefühl ist manchen Menschen auch dann noch zugänglich, wenn auch in eingeschränkter Form, wenn es gegenüber Menschen erloschen ist. So kann ein angefahrenes Tier Mitgefühl auslösen, jedoch nicht ein Bettler oder Obdachloser.
Im Lernprojekt werden Übungen angeboten, um den Zugang zum Mitgefühl wieder zu erwerben. Hierzu gehört Mitgefühl wahrzunehmen und einzuüben und - das was vielen am schwierigsten fällt - Mitgefühl mit sich selbst zu entwickeln.
Mit der Metapher des „Führerscheins“ ausgedrückt: Du kannst „flüssiger durch dein Leben fahren“, wenn du Mitleid in Mitgefühl wandeln kannst.

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316 Entschiedenheit

In der Fähigkeit zur Entschiedenheit kommen mehrere Fähigkeiten zusammen. Zur Entschiedenheit braucht es Klarheit, Wille, innere Stärke, damit du deinen Weg gehen kannst, damit du dem folgst, wozu du dich entschlossen und wozu du dich entschieden hast.
Entschiedenheit gibt es in mehreren Bewusstseinsstrukturen. Entschiedenheit sieht in jeder Bewusstseinsstruktur anders aus.
Wenn du im Leib bist, dann nimmt die Entschiedenheit eine Form der Präsenz an, dir ist alles erkennbar und kannst dem folgen, was sich ergibt.
Wenn du mit dem Körperselbst verbunden bist, steht der Wille im Vordergrund und du tust das, wozu  du dich entschieden hast und dein „Körper“ folgt.
Wenn du im Bewusstseinszustand der Persönlichkeit bist, dann stehst du oft unter dem Druck des inneren Kritikers, der dir oft vorgibt, was du zu machen hast, unabhängig von anderen Wünschen, die gleichzeitig um die Durchführung buhlen. Und du setzt das mit einer Entschiedenheit um, und oft mit dem harten, mit dem viktorianischen Willen.
Im Bewusstseinszustand des Seins ist die Entschiedenheit schon von vornherein vorhanden, denn du folgst dem, was sich entwickelt. Und da ist kein „ich“, da ist kein innerer Kritiker, der etwas anderes einbringen, einfordern könnte.
Im Bewusstseinszustand der ungeformten Seele, der Person, ist Entschiedenheit schon ein Teil der Präsenz.

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317 Innere Stille

Innere Stille ist ebenfalls ein Seinszustand, also etwas was du bist, wo die Fähigkeit darin besteht, deinen Zugang wiederzugewinnen.
Du bist so darauf konditioniert dich auf die äußere Welt einzustellen, mit ihren Geräuschen, die häufig mit Musik verwechselt werden, dass du die Wahrnehmung der inneren Stille vielleicht mit dem verwechselst, wenn eine äußere Stille einmal vorkommt.
Deshalb ist es wichtig, die Merkmale der äußeren Stille sowohl im Außen wahrzunehmen wie auch im Inneren. Wenn es im Inneren mal ganz ruhig ist, wenn keine inneren Stimmen  zu hören sind, wenn dein Magen oder bei Älteren die Blase nicht revoltiert, wenn dein Tinnitus abgeschaltet ist, dann erfährst du eine Stille, die zwar eine äußere Stille ist. Da sind für kurze Zeit keine Geräusche zu hören. Dieser Zustand mag für dich sehr angenehm und entspannend sein oder Ängste auslösen.
Innere Stille kannst du jedoch eine Ebene tiefer wahrnehmen, im subtilen Bereich, in dem du wartest, bis sich eine Stille einstellt, die unabhängig von der Anwesenheit oder Abwesenheit von Geräuschen ist.
Innere Stille enthält einige Merkmale. Oft ist sie mit der Wahrnehmung eines schwarzen Raumes verbunden, der samtig sein kann, in dem nichts passiert. Und wo auch das, was du auch bei äußerer Stelle wahrnehmen kannst, wo auch das aufhört, oder ganz in den Hintergrund tritt.
Wenn du in einer existenziellen Stille bist, in der keine Reize und keine Signale mehr auftreten, dann  hast du den tiefsten Zustand der inneren Stille erreicht.
Die Lernaufgabe besteht darin, allmählich deine innere Stille wieder wahrzunehmen, und dann einzuüben, wie du in Kontakt mit deiner inneren Stille kommen kannst, wie du deine innere Stille wirst.

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318 „Nur“-Tätigkeiten

Nur-Tätigkeiten werden oft auch als Meditatives Tun bezeichnet. Der Begriff Nur-Tätigkeit weist jedoch noch schärfer auf die Besonderheit dieser Tätigkeit hin. Denn wenn du im Bewusstseinszustand der Persönlichkeit bist, sind die meisten Tätigkeiten, die du ausführst, durch Äußerungsweisen der Persönlichkeit begleitet, die mit der Tätigkeit nicht immer etwas zu tun haben müssen. Diese Äußerungsweisen nenne ich Egoaktivitäten. Du gehst z.B. spazieren, und beim Spazieren denkst du über ganz viele Sachen nach, planst du, fantasierst du und so weiter. Und während du das tust, nimmst du vom Spazieren gehen gar nichts anderes mehr wahr. Heutzutage sind schon viele Menschen in unserem Kulturkreis beim Spazieren gehen mit ihrem Smartphone beschäftigt. Das mag ein Akt der Wahl sein und es ist nichts dagegen zu sagen, zu chatten, während du spazieren gehst.
Wenn du dich aber entscheidest „spazieren zu gehen“, dabei deinen Körper in Bewegung zu spüren, die Umwelt wahrzunehmen, dann ist dies eine ganz andere Tätigkeit, dann ist dies eine Nur-Tätigkeit. Nur-Tätigkeiten erlauben dir einerseits die Dinge wahrzunehmen, die zu dieser Tätigkeit gehören und lenken dich nicht ab. Sie bereiten gleichzeitig Übergänge vor von dem Bewusstseinszustand der Persönlichkeit in den Bewusstseinszustand des Seins.  Sie durchbrechen die Ablenkung durch die Egoaktivität.  Sie fördern die innere Sammlung durch die Konzentration des Bewusstseins auf „nur“ die Tätigkeit.
Im Übungsteil wird noch mehr auf Nur-Tätigkeiten eingegangen.
Hier erst mal ein Zen-Spruch: „wenn ich esse, esse ich“.

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320 Der Bewußtseins-zustand

Der Bewusstseinszustand

Den Bewusstseinszustand erkennen zu können, gehört nicht zu den allgemein bekannten Fähigkeiten.
Zunächst einmal: was ist ein Bewusstseinszustand? So wie ich ihn aus meiner phänomenologischen Haltung heraus definiere, ist ein Bewusstseinszustand so etwas wie ein Schnappschuss von der Art und Weise, wie dein Bewusstsein gerade in diesem Augenblick organisiert ist. Die Inhalte deines Bewusstseins ändern sich zwar ständig, weil immer wieder Neues auftaucht, und das auch ohne dein Zutun, wenn du den Fokus deines Bewusstseins ab und zu änderst.
Wenn du eine mikroskopische Sichtweise nutzt, ändert sich zwar auch ständig etwas, es gibt aber gewisse Bewusstseinsinhalte, die ich Bewusstseinsstrukturen nenne, die dauerhaft das Bewusstsein ordnen oder aufteilen, in Strukturen zerlegen, die etwas dauerhafter sind. Deshalb benutze ich den Begriff des Bewusstseinszustands für etwas dauerhaftere Strukturen.

Dabei unterscheide ich vor allem den Seinszustand, in dem z.B. gerade Präsenz etwas dauerhafter wahrnehmbar ist, oder weite Räume. Zum Seinszustand gelangst du oft über eine Haltung des Gelassen seins. Der Seinszustand kann wie alle Bewusstseinszustände durch Vorhandensein von Merkmalen oder Kennzeichen erkannt werden.
Die Bewusstseinszustände sind jedoch grobe Aufteilungen. Entscheidend für dich ist, wie dein Zustand im Hier und Jetzt sich darstellt, und das ist etwas, was du erst im Hier und Jetzt erkunden kannst.

Ein anderer etwas dauerhafterer Bewusstseinszustand ist der der Persönlichkeit, den du oft durch Egoaktivitäten wahrnehmen kannst. Empfindest du dich oft als planvoll, und bist dabei angestrengt? Hast du oft etwas zu erreichen, etwas zu erledigen, musst du etwas tun? Das alles sind Merkmale, Kennzeichen dieses Bewusstseinszustands. Ebenfalls durch die Persönlichkeit bestimmt sind weiter die Zustände: wenn du in Routinen bist, und wenn dein Bewusstsein hierdurch ausgelastet ist, und du nur noch „funktionierst“. Ebenso gehören hierzu die Tagträume, in denen du gar nicht in Gedanken anwesend bist und auch nicht im Jetzt, wenn du auf der Arbeit bist, im Urlaub, in der Beziehung, wo auch immer. Denn diese Zustände sind Folgen des Bewusstseinszustands Persönlichkeit.

Ab jetzt ist es erforderlich zu lernen, zu erkennen, in welchem Bewusstseinszustand du dich gerade befindest. Denn zu jedem Bewusstseinszustand gehört ein Selbst. Wenn du etwas freier werden willst ist es wichtig zu wissen, wo du in diesem Moment bist.
Zur Ausweitung des Bewusstseins gehört in diesem Programm auch die Fähigkeit, deinen Bewusstseinszustand wechseln zu können. Dies geschieht über die Phasen „innehalten“, „feststellen, wo du gerade bist, „nach innen gehen“ und dann, je nachdem wohin du wechseln willst, etwa bestimmte Körperphänomene zu erkunden oder den Zugang zum Sein zu ermöglichen. Hierzu lässt du das, was du im Inneren wahrnimmst, sich entfalten und bleibst dabei. Die Fähigkeit, das Innere sich entfalten lassen und dabei bleiben zu können, lernst du mit der Methode „Erkunden“.

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330 Mit Konditionierungen umgehen

330 Mit Konditionierungen umgehen können

Der häufigste Bewusstseinszustand in dem du dich normalerweise befindest, ist der der Persönlichkeit. Die Persönlichkeit selber ist eine Sammlung von Konditionierungen. Diese sind: Formungen der Seele, Verdichtungen von Bewusstsein. Sie machen dich aus, und das bist du, solange du dich nur in dieser Persönlichkeit bewegst, und/oder ausschließlich mit ihr identifiziert bist.
Die Konditionierungen findest du also vor, wenn du fahren lernen willst. Du kannst diesen ihnen nicht ausweichen, denn sie sind durch dich da. Und du kannst einen anderen Umgang mit ihnen lernen, und damit einen anderen Umgang mit dir selbst, denn die Konditionierungen repräsentieren weitgehend dein Selbst auf der Persönlichkeitsebene.
In diesem Abschnitt werden die wichtigsten Konditionierungen erläutert. Dies sind der innere Kritiker, die Emotionen, die Grenzziehungen und die - in der Persönlichkeit vorhandenen - Psychodynamiken. Es gibt noch viel mehr Konditionierungen, ich beschränke mich auf die wichtigsten. In diesem Abschnitt ist auch schon ein Gegenmittel zum Umgang mit den Konditionierungen dargestellt: „Altes finden und umwandeln“. Unter „altem“ verstehe ich die frühen Konditionierungen.

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331 Den inneren Kritiker nutzen

Der innere Kritiker oder das Über-Ich oder der Innere Richter ist die wichtigste Konditionierung im Bereich der Persönlichkeit. Auf der einen Seite ist der innere Kritiker in die Persönlichkeitsstruktur „eingebrannt“. Doch es ist nicht nur die Vergangenheit. Auf der anderen Seite konditioniert dich der innere Kritiker durch Lob, und vor allem aber durch Tadel immer aufs Neue.
Ich bezeichne den inneren Kritiker als eine Navigationshilfe, als ein Navi auf der Persönlichkeitsebene mit frühkindlicher Programmierung. Dieses Navi beginnt sich etwa ab dem ersten Lebensjahr herauszubilden und ist im Großen und Ganzen mit Ende des vierten Lebensjahres voll entwickelt. Der innere Kritiker kann häufig ersetzen: die Bezugspersonen, eine äußere Steuerung durch die Eltern, die äußere Steuerung durch die Umwelt und alles das durch eine innere Steuerung. Sie funktioniert zufriedenstellend aber nur auf einer frühkindlichen, kindlichen und frühen Erwachsenenstufe.
Der innere Kritiker erfasst die Bewusstseinszustände des Körpers als Selbst nicht, weil er der Meinung ist, der Körper sei nur ein Ding. Er hat keinen Zugang zum Leib, keinen Zugang zum Selbst als Person und erst recht keinen Zugang zum Sein.
Sobald du also dein Leben auch durch andere Selbst bestimmen lassen möchtest, bekommst du es mit dem inneren Kritiker zu tun. Und du hast dich zu entscheiden, ob du dann deinem alten Bekannten, den inneren Kritiker folgst oder den inneren Kritiker dann außer Kraft setzt, wenn er sich in Gebiete einmischt, von denen er deiner Meinung als Erwachsener nach nichts versteht. Du lernst also in diesem Kurs den inneren Kritiker außer Kraft zu setzen, wenn der dich beim Erreichen des Ziels  behindert.
Ansonsten ist es aber in vielen Bereichen hilfreich, das Steuerungsinstrument innerer Kritiker anzuwenden: damit du auf der Straße nicht von einem Auto überfahren wirst, dass du einigermaßen Smalltalk machen kannst und bei anderen gewöhnlichen täglichen Tätigkeiten auch.
Du erkennst die Behinderung durch den inneren Kritiker daran, dass eine innere Stimme dich kritisiert und dass du abgelenkt wirst oder Energie verlierst. Dann ist es erforderlich, dass du über Techniken verfügst dir die Energie wieder zu holen, die Energie erneut zu gewinnen, denn Energie brauchst du zum Fahren im Bereich der verschiedenen Selbst.
Im Abschnitt 5 werden dir Übungen angeboten, den inneren Kritiker abzuschwächen oder außer Kraft zu setzen.

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332 Die Emotionen nutzen

Die Gefühle sind ein Steuerungsinstrument, ein Erkenntnisinstrument für die Gegenwart. Wenn du ein bestimmtes Gefühl wahrnimmst, dann sagt es dir etwas über das Verhältnis zwischen dir und der jeweiligen Umwelt. Wenn du z.B. Angst spürst, sagt dir die Angst, dass dein Organismus sich gefährdet fühlt. In der Metapher des Führerscheins ausgedrückt, sind die Gefühle das Navi des Organismus.
Durch die Emotionen, welche zusätzlich zu den gegenwärtigen Gefühlen noch deine Gefühlsvergangenheit beinhalten, hast du eine verkürzte Wirkungsgeschichte deines Verhältnisses zwischen dir und deiner Umwelt zur Verfügung. Dies muss dir nicht bewusst sein, du lässt dich durch Emotionen leiten, ohne dies zu bedenken. Durch Emotionen kannst du deine Erfahrung einordnen und mit früheren Situationen vergleichen. Du kannst z.B. für dich angenehme Situationen unterscheiden von unangenehmen Situationen, gefährliche von vermeintlich oder real ungefährlichen und so weiter. Alle Erfahrungen haben eine gefühlsmäßige und oder emotionale Tönung und informieren dich in dieser Hinsicht, und geben dir dadurch eine Orientierung.
Doch die Emotionen enthalten auch eine Täuschung. Sie gaukeln dir vor, dass alles was früher war, diesmal auch so sein muss. Wenn du z.B. traurig bist, so ist Traurigkeit der Gefühlsanteil. Vielleicht war früher Traurigkeit mit einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit verbunden. Diese Hoffnungslosigkeit gehört zur Vergangenheit und nicht zum Hier und Jetzt wie die Traurigkeit. Die Emotion verbindet dich erneut mit der Hoffnungslosigkeit, obwohl Hoffnungslosigkeit zur Situation im Hier und Jetzt gar nicht passen würde.

Gehe jetzt einen Schritt weiter indem du Gefühle und Emotionen als Navi des Organismus zur Orientierung mit hinzunimmst. Du kannst Gefühle nutzen z.B. als Feuermelder. Wenn du in einer Situation wütend wirst, dann sag dir das, dass dein gegenwärtiger Zustand, dein Gleichgewicht, in Gefahr ist verletzt zu werden. Wenn du dich plötzlich ohnmächtig fühlst, können dir Emotionen Hinweise geben, wann und in welcher Situation in der Vergangenheit du dieses Gefühl schon einmal wahrgenommen hast, welche Situation das damals war, wie du damals gehandelt hast. Und du kannst heute als Erwachsener überleben und dann entscheiden was du in der jetzigen Situation anders machen möchtest.
Nutze den Informationsgehalt, der in den Emotionen gespeichert ist, um Hindernisse in deinem heutigen Lebensweg ausfindig zu machen. Wenn du z.B. in einer Haltung oder in einem Gesichtsausdruck von Personen etwas wahrnimmst, was dich vorsichtig werden lässt, dann nutze  diese Information. Dann kannst du nachschauen, was denn in der gegenwärtigen Situation anders ist, da sich dieses Gefühl bei dir einstellt.
Du kannst dich bei allen aufkommenden Gefühlen fragen, was sie dir über die augenblickliche Situation sagen. Bist du gerade missmutig, dann kannst du dich fragen, was an dieser Situation hat mich missmutig gemacht, und du kannst dich direkt den auslösenden Verursachungen zuwenden.
Dir werden die Emotionen und auch deine Gefühle jedoch nur dann etwas nutzen, wenn du den Informationsgehalt der heutigen Situation durch die Frage „was sagt mir das“ herausfilterst. Was sagt mir das, dass ich jetzt gerade dieses Gefühl empfinde. Und du kannst auf den Informationsgehalt verzichten, wenn du dich der Emotion oder den Gefühlen überlässt, wenn du dich von den Emotionen überwältigen lässt, wenn du z.B. in Traurigkeit versinkst, ohne dich zu fragen, warum du traurig bist.

Ich empfehle dir, deine heutigen Gefühle und Emotionen zu nutzen, den heutigen Informationsgehalt abzurufen und dann für eine neue, veränderte Aktion einzusetzen. Wenn du z.B. niedergeschlagen bist, kannst du deine Niedergeschlagenheit erkunden, die Ursachen erforschen und - wenn du diese Ursachen ganz und tief verstanden hast, kannst du von der Niedergeschlagenheit ablassen. Denn die Gefühle bzw. die Emotionen haben ihren Zweck erfüllt. Das „Navi“ hat dir auch seine, wenn auch veraltet, vielleicht in Einzelteilen dennoch hilfreiche Informationen übermittelt.
Du kannst aber auch die Energie von Gefühlen und Emotionen nutzen z.B. die Wut, indem du, nachdem du die Information herausgefiltert hast, die Energie der Wut in den Kraftpunkt oder in den Kraftraum integrierst. Das ist eine angemessenere Umgangsweise mit der Energie, die dir für das Lernprogramm nutzt und die viel hilfreicher ist, als wenn du in deiner Wut etwa Geschirr zerdepperst.

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333 Kindliche Emotionen berücksichtigen

Emotionen haben die Funktion, dich mit deinem früheren Lernergebnissen zu verbinden. Das ist für die Orientierung im Leben zweifellos eine hilfreiche Eigenschaft. Du musst nicht alle Erfahrungen erneut machen, weil du viele Hinweise bekommst dass z.B. eine Person mit bestimmten Eigenschaften dir gut getan hat, eine andere Person mit anderen Eigenschaften hingegen nicht, und du diese Person besser meidest, wenn du es kannst.
Doch die als „emotionale Entführung“ genannte Funktion von Emotionen, die dich in frühere Zustände zurückzuführen, haben hinsichtlich deiner Handlungsfähigkeit auch entscheidende Nachteile. Du wirst hierdurch in einen früheren Entwicklungszustand zurück-entführt, indem du geringere Handlungsmöglichkeiten hattest, als du sie jetzt hast.
Besonders krass ist das hinsichtlich der kindlichen Emotionalität. Die schlechte Nachricht ist, dass du dich durch die emotionale Entführung plötzlich und ohne viel Bewusstsein, ohne viel Bewusstheit, in der emotionalen Realität eines Kleinkindes oder eines jungen Kindes wiederfindest. Und als Kind hast du ganz anders funktioniert als heute, hattest du ganz andere Möglichkeiten die Welt zu erfahren. Du bist dadurch in einer Weise konditioniert, die dich stark beeinträchtigt.
Wenn du dir dieser Zustände bewusst wirst, etwa durch die Frage „wie alt bin ich jetzt gerade?“ hast du von dort aus die Alternative den Zustand der emotionalen Entführung zu verlassen und zurück in dein Erwachsenen-Ich zu wechseln.

Was ist also so anders in der kindlichen Emotionalität? Der Verstandesapparat des Kindes ist noch nicht so weit ausgebildet, so dass die Hauptsteuerung über die Emotionalität erfolgt, über die Gefühle.
Das Kind ist bei neuen Situationen gezwungen sofort zu reagieren. Es hat nicht wie z.B. ein Erwachsener die Möglichkeit unterschiedliche Reaktionen des Verhaltens gegeneinander abzuwägen. Das Kind zeigt also eine sofortige Reaktion, die jedoch oft ungenau ist, weil die ganze vorherige mentale Verarbeitung fehlt. Das Kind empfindet zuerst und denkt hinterher nach, aber auch nur dann hinterher, wenn es die Situation erlaubt. Es malt z.B. irgendetwas mit Farbe an und macht sich, wenn überhaupt, vielleicht erst später Gedanken darüber, ob das Getane angemessen war, ob das rückgängig zu machen ist und so weiter.
Die kindliche Realität ist eine symbolische Realität. Wenn Mutter z.B. böse auf das Kind ist, dann ist verallgemeinernd die ganze Welt oft böse. Denn das Kind kann noch nicht unterscheiden, dass diese Verhaltensänderung der Bezugsperson eine vorübergehende Erscheinung ist und sich wieder wandeln kann.
Das Sprichwort „einmal schlecht, immer schlecht“ drückt aus, dass die Vergangenheit der Gegenwart übergestülpt wird. Das Kind hat bestimmte Erfahrungen mit einer Person gemacht und erwartet die gleichen bei ähnlichen oder gleichen Erfahrungen. Die Erfahrung wird einfach für die Zukunft übertragen, weil eine Relativierung fehlt.
Ein weiteres Merkmal ist das der zustandsspezifischen Realität. Wenn sich das Kind erschrocken hat, ist die ganze Welt von Schrecken durchsetzt. Das Kind muss erst den Schrecken abbauen, und ihn dann auf dieses bestimmte Ereignis hin isolieren. Auch wenn die ganze Welt sonst in Ordnung ist, und nur dieses eine Ereignis schlecht, kann das Kind dies nicht erkennen, denn die Realität wird weitgehend von dem jeweiligen Jetzt-Zustand geformt.

Eine gute Nachricht hinsichtlich der kindlichen Emotionalität und wahrscheinlich auch ein Grund dafür, warum viele Erwachsene oft versuchen zu dieser einen wunderschönen kindlichen Realität zurückzukommen, also anfangen ihr inneres Kind zu vergöttern, besteht darin, dass Kinder oft noch einen Zugang zum Sein haben. Und in diesem Sein gibt es sehr viele Qualitäten, die eine Wirkung entfalten, die die späteren Gefühle nicht mehr entfalten können.
In der Seinsqualität „innere Stärke“ z.B. spürt das Kind eine grenzenlose Stärke.
Verbunden mit der Seinsqualität „innerer Wert“ erfährt das Kind, dass es wertvoll ist ohne irgendeine Bestätigung von außen zu brauchen.
Im Zustand des „Mitgefühls“ kann schon das kleine Kind mit anderen Menschen mitfühlen in einer Art und Weise, wie sie die meisten Erwachsenen verloren, vergessen oder verdrängt haben. Kinder können die Seinsqualität der „Wahrheit“ wahrnehmen und drücken dieses auch oft ungeschminkt aus. Man sagt das Betrunkene und Kinder die Wahrheit am besten sehen.
Aber auch die in der kindlichen Emotionalität wahrgenommenen Seinsqualitäten bergen für das Kind eine Problematik. Da diese Qualitäten zugleich mit einer zustandsspezifischen Realität wahrgenommen werden, kann sich das Kind, welches gerade mit Wahrheit verbunden ist, in einer Welt wiederfinden, in der alle Erwachsenen unwahr sind. Dies ist für das Kind besonders dann schmerzhaft, wenn diese „unwahren“ Personen ihre Bezugspersonen z.B. ihre Eltern sind.
Zumeist jedoch überwiegen die Entwicklungsanforderungen beim Älterwerden den Wunsch zum Verbleiben in den angenehmen Teilen der kindlichen Emotionalität.  Das Kind verlernt, vergisst, verdrängt Seinsqualitäten.  Das Kind fügt der emotionalen Realität noch die Verstandesrealität hinzu und verändert dann seine Psyche hin zu der ganz anders strukturierten Psyche der Erwachsenen.
Das Kind ist ja auch darauf aus zu lernen und Anforderungen zu meistern. Denn kindliche Emotionalität, die kindliche Psyche, ist nicht so sehr für die Meisterung der Erwachsenenrealität geeignet.

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334 Altes finden und umwandeln

Unter „Altes finden und umwandeln“ verstehe ich hier: Konditionierungen, verfestigtes Bewusstsein finden und umwandeln.

Manche Konditionierungen lassen sich durch folgende Handlungskette auflösen: der Grund der Konditionierung wird erkannt, mit Mitgefühl „aufgefüllt“, die Aufmerksamkeit bleibt bei dem Prozess, und es ist eine Offenheit vorhanden, damit sich das Verfestigte lösen kann. Beispiel: eine Kränkung.
Dieser Prozess ist nur bei einer einzelnen isolierten Struktur und Verfestigung möglich. Wenn das Beispiel von eben genommen wird, die Kränkung, dann ist die Kränkung wahrzunehmen, zu erkennen, welche Umstände dazu beigetragen haben, das gekränkte Wesen meistens man selbst in seiner Not mit Mitgefühl zu betrachten, und dann kann sich die aktuelle Kränkung auflösen.
Bei kleinen Kindern erleben wir das oft wenn sie sich verletzen, wenn etwas weh tut, wenn sie dann getröstet werden. Nachdem sie genügend Trost erhalten haben, sind die Verletzungen vergessen und die Kinder gehen weiter im Leben.
Oft sind Verletzungen, besonders psychische Verletzungen in einer komplexen Struktur eingebunden. Bei der Lösung erfolgt zunächst einmal die Rückführung auf eine einfachere, meist vorhergehende Struktur, und manchmal zu noch einer, bis es vielleicht an die ursprüngliche Verursachung gehen kann.
Eine angemessene Methode „Altes zu finden und umzuwandeln“ ist die Methode der Erkundung zu lernen und zu nutzen. Diese zu lernen wird im Lernprogramm angeboten.

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335 Grenzen

Grenzen sind Konditionierungen. Es wird etwas festgehalten, festgesetzt, was dem ständigen Fluss der Erscheinungen entgegensteht, den Fluss stoppt oder zu anderen Wegen führt.
Wenn du z.B. neidische Tendenzen hast, dann wirst du hierdurch Grenzen gegenüber andersartigen Menschen setzen und dabei in deiner Flexibilität des Umgangs mit diesen Menschen eingeschränkt.
Grenzen haben immer Folgen. Grenzen machen etwas mit dir. Sie formen ein manchmal verzerrtes Bild der Realität sowohl im Außen wie auch im Inneren.

Grenzen setzen und einhalten ist ein wichtiger Prozess im Bereich der Persönlichkeitsstruktur und erforderlich zur Stabilisierung deines Selbst, deines Selbst in der Persönlichkeitsstruktur. Beim „fahren lernen“ zum ganzen Selbst sind Grenzen eher hinderliche, Barrieren. Du brauchst aber auf jeden Fall einen bewussten Umgang mit Grenzen.

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336 Umgang mit Dynamiken

Die Bewusstseinsstrukturen des Seins, der Person, also der ungeformten Seele und auch der Persönlichkeit enthalten starke Dynamiken. Das heißt: dort ist wenig statisch, fast alles ist in steter Veränderung. Im Bereich des Bewusstseinszustandes der Persönlichkeit hingegen gibt es neben den Dynamiken auch starke Strukturen, die nicht dynamisch sind, die ständig gleichbleiben müssen.
Für den inneren Kritiker z.B. ist ein Ausrasten von dir als Kind aber auch als Erwachsener ein Zustand, der von ihm getadelt wird.  Durch dein Ausrasten kannst du dich in Probleme bringen, in die du durch mehr gleichförmiges Verhalten meistens nicht kommen würdest.
Ab und zu kannst du in Dynamiken geraten, die Teufelskreise genannt werden. Ein Beispiel: ähnlich wie bei einem Ohrwurm, wirst du etwa ein bestimmtes Problem bei der Arbeit nicht los. Es beschäftigt dich „Tag und Nacht“ und führt dazu, dass du bei ihm einen Tunnelblick entwickelst und dadurch immer weniger in der Lage bist, aus deinem Inneren Teufelskreis auszubrechen und die Lösung der Probleme anzugehen.
Vielleicht kennst du auch in deiner Beziehung, bei deinem Partner oder deiner Partnerin, das Phänomen des Aufschaukelns, als positive Rückkopplung in der Systemtheorie bekannt. Ich nehme das Beispiel der Zahnpasta. Du gehst morgens ins Badezimmer und findest die Zahnpasta auf der falschen Seite, vielleicht sogar noch aufgeschraubt vor.  Also beklagst du dich bei deinem Partner, bei deiner Partnerin und sagst „ich finde das überhaupt nicht lustig“. Dein Partner, deine Partnerin nennt dich daraufhin einen Nörgler, eine Nörglerin. Das findest du nicht gerecht, weil du ja im Recht bist und die Zahnpastatube zudem nicht dort lag, wo sie zu liegen hatte. Du legst daraufhin noch „einen drauf“ und kennzeichnet deinen Partner, deine Partnerin, mit einer Eigenschaft von der du weißt, dass das bei ihm oder bei ihr zu einer stärkeren Reaktion führt. Ihr befindet euch also in einem Eskalationsprozess der sich soweit Aufschaukeln kann dass du deinen Partner deine Partnerin nicht mehr als Partner oder Partnerin wahrnimmst, sondern als Feind oder als das Böse schlechthin.
Mit solchen Dynamiken kannst du lernen umzugehen: indem du deren Struktur erkennst, verstehst, deine eigenen Handlungsmöglichkeiten neu einschätzen lernst und auch entsprechend danach handelst.

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340 Regeln des Umgangs mit der Persönlichkeit

Regeln des Umgangs mit der Persönlichkeit

Zum Umgang mit der Persönlichkeit gehört zweifellos, dass du die Muster kennst, anerkennst, ihnen folgen kannst und willst. „Verkehrsregeln“ in der Metapher des Lernprogramms sind „Gebote“, die Besonderheiten der verschiedenen Selbst zu erkennen, zu beachten und für den Umgang zu nutzen. Die „Verkehrsregeln“ sind durch die Strukturen der unterschiedlichen Selbst gegeben. Wenn du eine Verkehrsregel nicht beachtest, „landest“ du normalerweise immer wieder im Selbst der Persönlichkeit.
In diesem Abschnitt gehe ich darauf ein, wie du mit emotionalen Entführungen umgehen lernst, Feuermeldergefühle nutzt und du kreativ mit Verkehrsregeln umgehen lernst, indem du entsprechende neue Lösungen entwickelst.

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342 Emotionale Entführungen außer Kraft setzen

In der Metapher könnte eine „Verkehrsregel“ lauten: emotionale Entführungen behindern deine Teilnahme am Straßenverkehr und sind daher außer Kraft zu setzen. Wenn du dieser Verkehrsregel folgst, dann kannst du die emotionale Entführung daran erkennen, dass du z.B. in der Situation nach deinem im Inneren gefühlten Alter fragst.
Fühlt sich dieses Alter sehr viel jünger an als dein biologisches Alter sagst du ganz entschieden „Stopp“ und setzt damit die emotionale Entführung außer Kraft.

Eine zweite Weise dieser Verkehrsregel zu folgen ist, wenn du den Fahrstuhleffekt mitbekommst, der Kennzeichen einer gerade stattfindenden emotionalen Entführung ist, dass du gerade in deine kindliche Vergangenheit entführt wirst.

Eine dritte Weise ist, wenn du das Gefühl hast, dass dir der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Auch dann kontrollierst du dich, indem du fragst „wie alt bin ich jetzt“ und setzt die emotionale Entführung außer Kraft durch „Stopp“.

Dieses Vorgehen kann wird zu einem normalen Vorgang bei der Beachtung von Verkehrsregeln werden.

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343 Feuermeldergefühle beachten

Während du, in der Metapher ausgedrückt, im Bereich des gesamten Selbst fährst, kann es vorkommen, dass bestimmt Reize auf deiner Strecke in dir ein heftiges Gefühl auslösen, ein sogenanntes Feuermeldergefühl. Dieses Gefühl sagt dir, das sich etwas Wichtiges im Verhältnis zwischen deinem Organismus und der Umwelt deines Organismus verändert hat. Du könntest über dieses Gefühl hinwegsehen oder es verdrängen. Wenn aber die Verkehrsregel lautet: Feuermeldergefühle sind zu beachten, dann beachtest du das Gefühl als Kennzeichen eines inneren Zustandes.
Du nimmst die Information wahr, was dir durch dieses Gefühl mitgeteilt wird, vollziehst einen Realitätscheck darüber, ob das Gefühl zutreffend ist. Du veränderst deine Fahrweise und hast damit die Verkehrsregel Feuermeldergefühle anzuerkennen, beachtet.

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3.4.4 Kreative Lösungen im Umgang mit Konditionierungen

Du bist beim Fahren gehalten, Verkehrsregeln zu beachten.
Manchmal ist die Verkehrssituation doch so, dass du eine kreative Lösung brauchst. Wenn du Muster wahrnimmst, z.B. in dir im Bewusstseinszustand der Persönlichkeit, dann kannst du diese Muster erkennen und benennen, Alternativen im Handeln suchen, diese gefundenen Alternativen anwenden und ausprobieren.
Manchmal sind aber nicht die Verkehrsregeln das Problem, sondern du bist das Problem, weil du an deiner alten Identität festhältst.
Wenn du das wahrnimmst, kannst du dieser alten oder falschen Identität Energie entziehen, indem du durch Umlenken deiner Aufmerksamkeit von ihr Abstand nimmst.

Wenn du z.B. die Identität hörst „ohne mich geht gar nichts“, lenke deine Energie von dieser Rückkopplungsschleife, von diesem „ich“ weg, fahre weiter und nehme wahr, dass du plötzlich mehr Energie hast, weil dieses „ich“ viel Energie besetzt hat.

Wir Menschen haben einen wenn auch unterschiedlichen Bereich der individuellen Freiheit. Wir sind unter den meisten Umständen in der Lage, unsere Aufmerksamkeit zu lenken. Du kannst z.B. immer mal zur linken Seite schauen. Wenn dir das gelingt, gelingen dir vielleicht auch andere Umlenkungen, so dass du von einer Fixierung Abstand nehmen kannst. Viele Lösungen funktionieren auch über deinen Körper oder über die Hinwendung zum Atmen und durch verstärkte Bewegung.

AUDIO:

350 Grenzübergänge

Dieses Thema befindet sich gerade noch in Bearbeitung. Wo es hingehen kann, ist aus der Mindmap ersichtlich.

Audio:
Mindmap:

3.5.0. Grenzübergänge